Nach Gülle-Angriff: Fürther Spielplatz vier Tage dicht
1.6.2017, 05:56 UhrSpielgeräte, Wiese, Kiesbett, Bänke, Sitzsteine – an gut einem Dutzend Stellen des Spielplatzes am Venusweg wurde Ende voriger Woche gezielt Gülle ausgeschüttet. "Da wusste jemand sehr genau, was er tat", kommentiert Birgit Auerswald vom Grünflächenamt die Attacke.
Die Stadt Fürth sah sich gezwungen, das Areal am Freitag zu sperren. Die Polizei ermittelt. Nachdem eine Reinigungsfirma tätig war, konnte der Spielplatz am Dienstag wieder geöffnet werden. Was der Gülle-Angriff das Rathaus kosten wird, weiß Auerswald noch nicht.
Fakt ist: Im März hatte ein Brief die Stadt erreicht, in dem sich neun Anwohnerfamilien bitter beklagen. Darin heißt es: "Durch die ungünstige Lage des Spielplatzes zwischen den niedrigen Eigentumshäusern ergibt sich ein ungemeiner Hall, der jede Unterhaltung wie durch ein Megafon verstärkt klingen lässt." Die Kritiker bemängeln außerdem, dass sich viele Besucher trotz der Hinweisschilder einfach nicht an die Aufenthaltszeit bis 20 Uhr hielten. Es werde lautstark Fußball gespielt, die Hauswände würden mit Kies beworfen.
Weisen die Anwohner die Eltern der spielenden Kinder auf ihr "Erholungsbedürfnis am Feierabend" hin, reagierten viele "mit Unverständnis" und dem Nachsatz "selber schuld, wenn man an einen Spielplatz zieht". Das sei aber falsch: Die Reihenhäuser seien schon zuvor, "im ersten Bebauungsabschnitt", errichtet worden.
In den Folgejahren entstanden in der Gegend etliche "große Wohneinheiten" – unter anderem an der Waldstraße – sowie mehrere Kindertagesstätten. Weitere Spielmöglichkeiten kamen jedoch nicht hinzu. Weil die Belastung von Jahr zu Jahr zugenommen habe, erhoffen sich die Anwohner von der Stadt nun "geeignete Lärmschutzmaßnahmen". Außerdem sollten die Verantwortlichen bitteschön ein Auge darauf haben, dass sich Eltern und Kinder an die Regeln halten.
Mit der Gülle-Attacke wollen die Unterzeichner des Briefs nicht in Verbindung gebracht werden: "Wir haben bewusst das offene Gespräch mit der Stadt gesucht und distanzieren uns von dieser Selbstjustiz", heißt es auf FN-Nachfrage.
Grünflächenamtsleiter Gerhard Vogel hat schon vor mehreren Wochen mit den Anliegern gesprochen und sich in der Zwischenzeit Gedanken gemacht. "Die eine große Lösung, die alle zufriedenstellt, können wir leider nicht erkennen", sagt er. Für ihn steht fest: Der Spielplatz sei an dieser Stelle rechtlich erlaubt und werde auch "dringend" benötigt. Den Stadträten will er im Juni vorschlagen, an einigen "kleineren Stellschrauben" zu drehen, die vielleicht mehr Ruhe bringen könnten. Allerdings: Die Maßnahmen kosten Geld. Details will Vogel erst in der Bauausschusssitzung vorstellen. Dann sei es an der Politik, darüber zu entscheiden.
Oberbürgermeister Thomas Jung stellt vorab klar: Den Spielplatz zu schließen, das stehe nicht zur Debatte. Das könnte eine Kettenreaktion nach sich ziehen, fürchtet der Rathauschef. Auch inmitten von Wohngebieten müsse es Spielmöglichkeiten geben. 95 Plätze bestehen derzeit im Stadtgebiet, weitere sollen folgen. "Und das ganz gewiss nicht in Gewerbegebieten", so der Oberbürgermeister.
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