Neue Mitte: Hickhack um Denkmalschutz geht weiter
14.10.2014, 13:00 UhrEs steht Wort gegen Wort, Empörung gegen Empörung, Wut gegen Wut. Und der Außenstehende tut sich schwer zu beurteilen, wer Recht oder wenigstens mehr Recht hat, wo die Wahrheit in dieser Geschichte am ehesten liegt: Hat Neue-Mitte-Bauherr MIB weit mehr historische Bausubstanz im Inneren der Häuserzeile vernichtet, als abgesprochen war, wie das Landesamt behauptet; oder hat die Behörde in München die Denkmaleigenschaft aufgehoben, obwohl sie wusste und akzeptierte, welche Maßnahmen vorgesehen sind, wie MIB behauptet?
Beide Seiten untermauern ihre Haltung mit Nachdruck. So sagt Mathias Pfeil, der den Titel Generalkonservator trägt und als Landesamtsleiter Bayerns oberster Denkmalschützer ist, im Gespräch mit unserer Zeitung: Die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs für die Neue Mitte aus dem Jahr 2012 hätten „keine komplette Entkernung“ von denkmalgeschützten Häusern vorgesehen, wie sie nun aber erfolgt sei.
Das habe ihm der Vertreter seiner Behörde versichert, der damals an den Jury-Beratungen in Fürth teilnahm. „Man habe den Standpunkt des Amts auch „dezidiert“ deutlich gemacht, zur rigorosen Entscheidung gebe es angesichts dessen „keine Alternative“ – wenn vom Innenleben der Gebäude aus dem 19. Jahrhundert doch „nichts übrig bleibt“, so Pfeil. Und auch mit Kritik am Verhalten von MIB hält Pfeil nicht hinter dem Berg: „Dass der Investor moniert, wir hätten uns falsch verhalten, ist heftig.“
„Weg nicht verlassen“
Solche Töne lösen bei den Vertretern von MIB Kopfschütteln aus. Er könne, versichert der technische Leiter Maik Mehlhose auf Nachfrage unserer Zeitung, „wirklich lückenlos darlegen, dass wir vom Anfang im Jahr 2011 an unseren Weg nicht verlassen haben“. Will heißen: dass die Entkernung der Gebäude immer im jetzt erfolgten Ausmaß vorgesehen, dass dies „klar ersichtlich“ gewesen und dass die Denkmalpflege während des gesamten Prozesses darüber informiert worden sei – aber nie ihr Veto eingelegt habe; stets habe man Kompromisse gefunden. Das Urteil aus München komme deshalb für MIB völlig unvermittelt.
Dies möchte Mehlhose in der nächsten Woche auch noch einmal dem Bauausschuss der Stadt Fürth so darlegen – nicht, weil er dazu aufgefordert worden wäre, sondern auf eigenen Wunsch, wie er sagt. Denn man wolle „nicht befleckt aus dieser Affäre hervorgehen“, so, „als ob wir von Anfang an den Verlust des Denkmalschutzes in Kauf genommen hätten“.
Was MIB-Geschäftsführer Uwe Laule mindestens genauso ärgert wie der Schaden, den der Ruf seiner Firma zu nehmen droht: Man habe in Fürths Neuer Mitte „millionenschweren Aufwand“ betrieben, um einer „langen Liste von Bedingungen“ des Denkmalschutzes für die vier Häuser zu entsprechen. Geld, das man sich dann ja hätte sparen können, wie Laule meint. Und auch ihn wurmt, „dass wir jetzt in eine Schublade gesteckt werden, in die gerade wir nicht gehören“. In die Schublade jener Investoren also, denen Aspekte des Denkmalschutzes wenig bis gar nichts wert sind.
Am Verlust der Denkmaleigenschaft in der Breitscheidstraße, da macht sich Laule keine Illusionen, wird allerdings nicht mehr zu rütteln sein; auch die Äußerungen von Landesamtschef Pfeil („Wir haben es nicht nötig, mit einem Investor darüber zu streiten, wer Recht hat“) lassen ein Einlenken nicht vermuten.
Laule und Mehlhose würden sich indes wünschen, dass der Streit um die Neue Mitte über Fürth hinaus eine Konsequenz hat: So müsse es „eine grundsätzliche Diskussion über die Rolle des Denkmalschutzes“ bei derartigen Projekten geben – und eine Diskussion darüber, „wie professionell“ das Behördenmanagement im konkreten Fall war.
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