Oberasbacher gewinnt Oscar: Nachwuchs-Trophäe für Kurzfilm

16.9.2017, 21:00 Uhr
Oberasbacher gewinnt Oscar: Nachwuchs-Trophäe für Kurzfilm

© Foto: Mwangi M. Eric

Als die Nachricht kam, sagt Tobias Rosen, konnte er es erst einmal gar nicht glauben: "Unsere Regisseurin Katja Benrath rief mich an und meinte, wir müssten in unsere Lebensläufe jetzt noch aufnehmen, dass wir Oscar-Gewinner sind." Wie reagiert man auf so einen Anruf? "Ich hab’ zuerst gelacht, bis sie sagte, sie habe tatsächlich gerade einen Anruf aus Los Angeles bekommen."

Inzwischen hat die Oscar-Akademie in Beverly Hills ganz offiziell mitgeteilt, dass "Watu Wote/All of us" sich gegen die große internationale Konkurrenz durchsetzte und zu den Gewinnern 2017 gehört. Seit 1972 werden mit dem begehrten Studenten-Oscar junge Talente ausgezeichnet, in diesem Jahr waren 1587 Filme aus aller Welt eingereicht worden.

Tobias Rosen, der im Theaterkurs von Felicitas Handschuch am Oberasbacher Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium erste Bühnenerfahrungen machte und 2005 im Stadttheater Fürth den Talentpreis des Theatervereins entgegennahm, studierte zunächst Schauspiel und wurde unter anderem dank seiner Rolle in der ARD-Serie "Rote Rosen" bekannt. Nach seinem anschließenden Masterstudium im Fachbereich Produktion an der Hamburg Media School arbeitet er in diesem neuen Berufsfeld, bei dem es unter anderem um die Entwicklung von Stoffen und Drehbüchern sowie um die Realisierung von Filmprojekten geht. "Watu Wote/All of us" ist sein Abschlussfilm an der "Hamburg Media School".

Gedreht wurde die dramatische Geschichte nach einer wahren Begebenheit in Kenia. Das Land wird seit vielen Jahren durch Anschläge der islamischen Al-Shabaab erschüttert. Im Dezember 2015 setzten sich die Passagiere eines Busses gegen den Angriff von Terroristen zur Wehr: Die muslimischen Reisenden weigerten sich trotz martialischer Drohungen und Waffengewalt, die christlichen Passagiere preiszugeben.

Kindheit in Südafrika

Die Dreharbeiten waren schwierig und zeitweise auch gefährlich: "Das Vertrauen meines Teams, das mir bis an die Grenze nach Somalia gefolgt ist und mir dabei im wahrsten Sinne sein Leben anvertraut hat, werde ich nie vergessen", versichert der frischgekürte Oscar-Gewinner.

Rosen, der seine Kindheit in Südafrika verbrachte, macht klar: "Ich verbinde mit Afrika bis heute Heimat, daher war dieser Abschlussfilm immer mein Traum." Bisher wurde der Film bereits mit mehr als 20 Auszeichnungen bedacht, nicht zuletzt der Oscar weckt bei dem 33-Jährigen Hoffnung: "Ich wünsche mir von Herzen, dass er dabei helfen wird, in der Zukunft leichter Partner zu finden, die an eine Vision glauben und mich darin unterstützen." Geld sei in dieser Branche natürlich oft knapp, deshalb wäre "es toll, wenn das nächste Projekt etwas einfacher zu finanzieren wäre." Er träumt davon, weiter in Afrika Filme zu machen: "Es ist ein Kontinent voller unglaublich starker Geschichten, die uns alle angehen." Derzeit arbeitet Rosen unter anderem an der Finanzierung seines ersten Langfilms in Kenia.

Zur festlichen Preisverleihung nach Los Angeles wird das Kernteam der "Hamburg Media School" mitfliegen. Dazu gehören Regisseurin Katja Benrath, Kameramann Felix Striegel und Autorin Julia Drache. "Dazu kommen hoffentlich auch einige unserer kenianischen Teammitglieder, zum Beispiel Hauptdarstellerin Adelyne Wairimu." Außerdem, hofft er, wird auch seine Familie dabei sein: "Die haben mich beim Dreh großartig unterstützt."

Apropos: Wer hält die Dankesrede? "Das wird unsere Regisseurin machen." Und was trägt man bei so einer einmaligen Gelegenheit? "Das darf ich noch nicht verraten. Aber ich werde von Giulia Consiglio eingekleidet." Bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Wo wird der Oscar seinen Platz finden? "Über meinem Schreibtisch ist ein Bord, da stehen auch die anderen Preise des Films bisher. Er soll mich beim Schreiben an meinen Traum erinnern, den ich für diese Produktion hatte, und dass es sich lohnt, solche Träume anzugehen ."

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