Parkhaus mit Gardine sorgt für Ärger in Fürth
17.1.2013, 22:00 UhrTobias Burkhardt (37) findet es eigentlich begrüßenswert, wenn in Fürth neuer, hochwertiger Wohnraum entsteht. Doch er hat den Eindruck, dass in der „Denkmalstadt“ Fürth zwischen historischen Sandsteingebäuden allzu oft „lieblose Fassaden hingeklatscht“, die Gebäude dann aber oft über Denkmalschutzabschreibungen vermarktet würden. Ein Dorn im Auge ist Burkhardt vor allem die in Fürth sehr rührige Unternehmensgruppe P&P, die im Bereich der Oststadt etliche ehemalige Quelle-Immobilien saniert.
P&P hat auch das Parkhaus in der Nürnberger Straße errichtet. Der Investor schafft darin, wie Firmenchef Michael Peter betont, mehr als die vorgeschriebenen Stellplätze für einige seiner Wohnbauprojekte in der Oststadt. Laut Peter ist das Objekt aber keineswegs fertig. Für 300000 Euro werde man noch Metallelemente „vorhängen“, auf deren Farbton man sich in vielen Gesprächen mit der Stadt verständigt habe. Abgestimmt auf die denkmalgeschützten Häuserfronten links und rechts habe man sich für einen beigen Farbton entscheiden. Die Kritik, städtebaulich unsensibel zu agieren, weist der P&P-Chef von sich: „Man kann weder der Stadt noch uns vorwerfen, leichtfertig gehandelt zu haben.“ Baureferent Krauße indes meint: „Man kann hier nichts machen, was richtig ist.“ Er hofft, dass die farblich am Sandstein orientierten und zu Belüftungszwecken perforierten Metall-Elemente — „eine Art Metall-Gardinen“ — nicht allzu viel Einblick in die Garagendecks geben werden und sich einigermaßen ins Straßenbild fügen.
Ein Stück weit kann Krauße Burkhardts Kritik nachempfinden. Die Stadt bekomme, so der Referent, „schon sehr viel gedankenlose Konfektionsware“ angeboten, wenn es etwa darum geht, Baulücken im Stadtbild zu schließen. Krauße will diese Äußerung als grundsätzliche Feststellung verstanden wissen und keinen Bauträger konkret angreifen. Es handle sich, fährt der Referent fort, meist um „schwierige Einzelfalldiskussionen“ auch mit dem Baukunstbeirat, einem Gremium aus Architekten und Künstlern, die die Stadt ehrenamtlich beraten. Im Gespräch mit den Bauherren könne die Verwaltung dann nur Fingerzeige geben und hoffen, dass diese auf fruchtbaren Boden fallen.
Gestalterisches ablehnen kann die Stadt nach Kraußes Darstellung jedenfalls nur dann, „wenn Verunstaltung droht“. Anders ausgedrückt: „Das muss dann schon eine absolut als störend empfundene Entgleisung sein.“ Und selbst dann sei ein rechtliches Einschreiten nur möglich, wenn explizit Bauvorschriften verletzt werden. Ein greller Farbanstrich sei zu wenig.
Eidottergelb präsentiert sich aktuell ein Gebäude, das an der Nürnberger Straße Bestandteil des so genannten Hornschuch-Carrées von P&P ist. Ein Ton, der so nicht abgesprochen war, sagt Krauße. „Das Gelb war von Anfang an schon sehr kräftig“, räumt P&P-Chef Peter ein und fügt hinzu, auch er sei damit „nicht ganz zufrieden“. Peter kündigt an: „Da wollen wir noch nacharbeiten.“ Das will P&P auch bei einem anderen Objekt in der Jakobinenstraße 5-7. Der mit zwei Metern ungewöhnlich hohe Sockel dieser Gebäudefront wirke sehr massiv, findet Peter, weil er über die ganze Breite in ein- und demselben Farbton gehalten sei. Nun soll jede Adresse ihre eigene Sockelfarbe bekommen. Die Anregung kam von einem Bürger. Peter sagt: „Ich bin dankbar für diesen Impuls, denn das war in der ersten Umsetzung nicht so gelungen.“
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