Plakativer Kampf gegen den Flächenfraß
16.1.2018, 06:00 Uhr"Diese Fläche wird in Bayern in 1 Minute versiegelt!!" steht in großen Lettern auf etwa 50 Pappdeckeln, die in der Schwabacher Straße das Pflaster der Flaniermeile bedecken. Um die insgesamt 90 Quadratmeter auszulegen, benötigten die grünen Flashmobber allerdings mehr als die 60 Sekunden, in denen diese Fläche bayernweit zugebaut wird – schließlich galt es, die Botschaft auch orthografisch richtig unter die Bevölkerung zu bringen.
"Wir wollen das Thema ins Gedächtnis rufen", betont Grünen-Stadträtin Barbara Fuchs – und natürlich Wahlkampf machen. In neun Monaten wird der bayerische Landtag neu gewählt, und Fuchs tritt für ihre Partei als Direktkandidatin an. Der Kampf gegen die fortschreitende Versiegelung sei ihr jedoch auch ein persönliches Anliegen, mit dem sich Wirtschafts- und Wohnbaupolitik betreiben lasse.
Statistisch gesehen verschwinden Kritikern zufolge im Freistaat jeden Tag 13 Hektar, das entspricht 18 Fußballfeldern, unter Asphalt und Beton. Das Volksbegehren, angestoßen von den bayerischen Grünen, der ÖDP und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), will diese Zahl auf maximal fünf Hektar täglich begrenzen. "Wir wollen den Flächenverbrauch nicht nur reduzieren, sondern auch festlegen, was damit geschieht", so Barbara Fuchs. Die Forderung: Die Vergabe neuer Gewerbeflächen soll an die Schaffung sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze oder aber Ausbildungsplätze gekoppelt sein, Wohnbaugebiete müssten einen bestimmten Anteil von sozial gefördertem Wohnraum enthalten.
Position stärken
"Auf diese Weise verbessern wir die Konkurrenzfähigkeit im Vergleich mit teuren Eigentumswohnungen", glaubt Fuchs, "und beim Gewerbe stärken wir die Position kleiner, nachhaltig arbeitender Handwerksbetriebe gegenüber großen Konzernen."
In Fürth habe sie sich im kommunalen Wirtschaftsausschuss lange – und letztlich erfolgreich – für die Schaffung eines Kriterienkatalogs zur Neuansiedlung von Gewerbebetrieben eingesetzt, der Ähnliches vorsieht. Nun gelte es, ein vergleichbares Werkzeug auch für die Landespolitik zu finden.
Dafür sei es höchste Zeit, finden die Initiatoren. Seit der Jahrtausendwende sei rechnerisch eine Fläche so groß wie München, Fürth, Nürnberg, Augsburg und Regensburg zusammen "von der Betonflut überspült" worden. Durch immer mehr Gewerbegebiete, Discounter und Logistikzentren drohten Bayern, Städte und Dörfer das Gesicht zu verlieren.
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