S-Bahn-Schwenk: Hofreiter kritisiert Berlin
14.5.2018, 21:00 UhrSeit vielen Jahren betreibt Eva Grashey in dem stillen Winkel hinter dem Tierschutzhaus auf der Stadelner Hard ihre Haflinger-Reitschule. Der S-Bahn-Verschwenk ist nicht das erste Szenario, das ihr Sorge bereitet. "Von Anfang an waren wir hier mit hässlichen Bedrohungen konfrontiert", erzählt sie auf ihrem malerischen Hof, den die Grünen als Treffpunkt für ihren politischen Frühschoppen gewählt haben.
Es gab Pläne für ein Fußballstadion, einen Gewerbepark. Sie wurden "Gott sei Dank" nicht verwirklicht, sagt sie, anders als das große Höffner-Möbelhaus in Steinach. Der Schwenk droht seit langem – und noch immer können die Kritiker nicht aufatmen. Zwar hat die Bahn im November vor dem Bundesverwaltungsgericht eine krachende Niederlage erlitten, das Gericht nannte den Planfeststellungsbeschluss für die Trasse "rechtswidrig" und damit "nicht vollziehbar". Das endgültige Aus ist das allerdings noch nicht. Die Bahn könnte mit geänderten Planungen einen neuen Anlauf nehmen.
Das Vorhaben, die S-Bahn durchs Knoblauchsland zu führen, lehnt Grashey nicht nur aus persönlicher Betroffenheit ab: "Am Weiher gegenüber leben Schildkröten, Reiher und Eisvögel und auf meinem Misthaufen gibt es die größte Nashornkäfer-Population weit und breit."
Keine Überraschung also, dass der grüne Spitzenpolitiker ihr beipflichtet. Für Anton Hofreiter beruht der Verschwenk auf "Plänen, die vielleicht vor dem Mauerfall sinnvoll waren". Scharfe Kritik äußerte er am Verhalten des Bundesverkehrsministeriums, das so tue, als ob es keinen Einfluss auf die Deutsche Bahn habe. "Die DB-Aktien sind zu 100 Prozent im Besitz des Bundes", betont Hofreiter.
Von einem verantwortungsvollen Minister erwarte er, auf die sinnvolle Investition von Steuergeld zu achten. Mit Grünen-Stadträtin und -Landtagskandidatin Barbara Fuchs ist er sich einig, dass sowohl der Flächenverbrauch als auch die Wirtschaftlichkeit in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen. Die S-Bahn müsse endlich entlang der bestehenden Bahnstrecke geplant und durch ein attraktives Buskonzept ergänzt werden.
Auch beim zweiten Thema des Frühschoppens, dem Dieselskandal, sieht der Gast aus Berlin die Bundesregierung in der Pflicht, "die Betrügereien der Autoindustrie" zu ahnden. Stattdessen spiele das Verkehrsministerium aber auf Zeit. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und dessen Partei hält Hofreiter eine "unsägliche Arroganz der Macht" vor. Deshalb sei es höchste Zeit, bei den anstehenden Landtagswahlen die absolute Mehrheit der Christsozialen zu beenden.
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