Stadtrat sagt Ja zu Bebauungsplan für Einkaufsschwerpunkt
25.7.2013, 14:13 UhrDamit ist die formale Grundlage vorhanden, das Projekt nach den Vorstellungen von Stadt und Investor zu gestalten. Die Abbrucharbeiten im Herzen der Stadt sind bereits in vollem Gang, die Bebauung in den Wölfel-Höfen ist ebenso verschwunden wie der Sandstein-Komplex des früheren Modehauses Fiedler. Von ihm ist nur noch der unschöne moderne Anbau übrig — und dass er noch nicht in Angriff genommen wurde, hat allein technische Gründe: Der riesige Abbruchbagger war defekt, Ersatzteile mussten beschafft werden. In den nächsten Tagen, so Maik Mehlhose vom Bauherren MIB, soll es weitergehen — und dann beginnt allmählich auch der Abriss des Park-Hotels.
Genau der sorgt bis zuletzt für erbitterte Kritik, fällt doch mit ihm auch der denkmalgeschützte historische Festsaal im hinteren Bereich. Erschütterungen reichten schon vorab bis hinein in die Stadtratssitzung, wo sich noch einmal ein kurzer Disput um Für und Wider entspann — wobei sich alle einige waren: Diese Diskussion hätte man vor zwei Jahren, vor der Auswahl des Investors, führen müssen. Nun sei es längst zu spät.
SPD-Fraktionschef Sepp Körbl erinnerte noch einmal daran, dass sich damals jeder darüber im Klaren sein musste, dass MIB den Saal nicht erhalten werde. Bereits bei der öffentlichen Präsentation im Juli 2011 hatte die Berliner Firma daraus kein Hehl gemacht. Wer damit nicht einverstanden war, so Körbl, „hätte sich nicht für MIB entscheiden dürfen“. Doch sowohl die kritische Bürgerinitiative „Bessere Mitte“ als auch die breite Mehrheit der Kommunalpolitik votierte für den Bewerber.
Körbl gab trotz aller Misstöne seiner Überzeugung Ausdruck, dass sich das Verfahren, das zum jetzigen Ergebnis führte, „sehen lassen kann“: Viel öffentliche Beteiligung habe die Kommune ermöglicht — „das verdient Anerkennung“, findet er.
„Nicht auf dem Radar“
Als „Kardinalfehler der Politik“ wertet der Grüne Harald Riedel, dass vor der Investorenauswahl nicht mehr Augenmerk auf den Saal gelegt wurde. „Das Thema hatten wir alle nicht auf dem Radar“, bedauert Riedel im Nachhinein — doch ein Unschwenken sei nicht mehr möglich.
Riedel betonte aber auch, dass er das sogenannte „Geschäftshausmodell“ von MIB nach wie vor überzeugend findet. Es füge sich gut ins Umfeld ein und habe verhindert, was noch bei den vorangegangenen und spät gescheiterten Planungen des portugiesischen Konzerns Sonae Sierra drohte: ein in sich geschlossenes Shopping-Center, ein „Ufo“ in Fürths City, wie Kritiker spotteten.
Während CSU-Sprecher Tobias Wagner dafür plädierte, dass sich nun alle „die Hand reichen und gemeinsam an einem Strang ziehen sollten“, gab sich seine Fraktionskollegin Andrea Heilmaier deutlich unversöhnlicher. Sie habe dem Saal-Abriss damals „auf Basis falscher Informationen“ aus der Stadtverwaltung zugestimmt. Als heruntergekommen sei dessen Zustand geschildert worden. Ein Einwand, den OB Thomas Jung indes nicht gelten ließ: Es habe Heilmaier jederzeit freigestanden, „sich den Saal selbst anzuschauen“.
Sein Nein zu den Planungen bekräftigte der parteilose Siegfried Tiefel. Er ist der Ansicht, MIB habe nicht, wie vertraglich vereinbart, alle Denkmalschutzbelange beachtet. Auch dass im Bebauungsplan nun auf Kosten der Nachbarn Abstandsflächen nicht eingehalten werden, kritisiert er heftig.
Den Anwohnern stehe diesbezüglich allerdings „der Rechtsweg offen“, sagte Fürths Baureferent Joachim Krauße. Er glaubt jedoch fest daran, dass das Vorgehen der Kommune vor Gericht standhält.
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