Stein: Spannende Welt rund um den Bleistift
25.4.2015, 21:00 UhrZwei Ritter bekämpfen sich hoch zu Ross mit Lanzen – so zieren die beiden ein Logo, das auf der ganzen Welt erkannt wird. Dafür sorgen unter anderem die rund 2,3 Milliarden Blei- und Buntstifte, die bei Faber-Castell im Jahr hergestellt werden. Es ist eine ebenso einmalige wie spannende Erfolgsgeschichte, die vor 250 Jahren in Stein begann und bis heute viele Menschen fasziniert. 16 000 Besucher kommen derzeit jährlich nach Stein, um sich etwa bei Führungen über die Marke, ihre Produkte und ihre Tradition zu informieren, rechnet Faber-Castell-Vertriebsgeschäftsführer Rolf Schifferens vor.
„Ein Leuchtturmprojekt“
„Wir freuen uns über dieses große Interesse, aber wir sind mit dieser Besucherzahl mittlerweile an die Grenze unserer Kapazität gestoßen.“ Das wird sich nun ändern. Nach der Auslagerung des Logistikzentrums ins verkehrsgünstig gelegene Frauenaurach gibt es im historischen Versandgebäude in Stein Platz für ein neues Besucherzentrum samt Markenwelt unter dem Titel „Faber-Castell Erleben“. Derzeit wird die 2000-Quadratmeter-Fläche in unmittelbarer Nähe zum Schloss restauriert, dann geht es an den Innenausbau. „Das ist ein Leuchtturmprojekt“, betont Schifferens.
Ein Ziel der Arbeiten ist es unter anderem, die historische Jugendstil-Fassade von 1924 wieder zur Geltung zu bringen. Nach der Dachsanierung wurden gerade ein nachträglich angebauter Aufzugturm und Laderampen aus den 60er und 70er Jahren abgerissen. Ingenieur Bernhard Ott vom Büro Fischer und Heißwolf ist fasziniert von der Substanz: „Hier wird Industriegeschichte anschaulich.“ Es gebe Gebäudeteile, die vor knapp 120 Jahren errichtet wurden, was deutlich zu erkennen ist: „Als Deckenträger wurden damals zum Beispiel Eisenbahnschienen benutzt.“ 1910/11 arbeitete man dann mit Stahlträgern weiter, während 1924 bereits eine frühe Betonbauweise zum Einsatz kam. Ott macht klar, dass auch solche Details in Zukunft sichtbar gemacht werden, denn ein Aspekt der neuen Erlebniswelt wird auch die Industriekultur und -architektur sein, für die Faber-Castell steht.
Andere Pfeiler der Planung, so Vertriebsgeschäftsführer Rolf Schifferens, sind „die Marke, die Produkte und die Familie“. Wie all das künftig präsentiert wird, stellt Projektleiter Michael Peters vor. Der ehemalige Geschäftsführer der Frankfurter Messe, der als Markenberater tätig ist, arbeitet seit 2013 mit einem Team aus Architekten, Planern, Marketingspezialisten und Kreativen an der Konzeption von „Faber-Castell Erleben“. Er macht klar: „Es wird unter anderem eine Szenografie geben, das heißt eine multimediale Markeninszenierung in einem großen Raum, in dem die Besucher rund zehn Minuten lang unter anderem die Geschichte und den Campus hier in Stein kennen lernen.“ Das werde selbstverständlich „museal und didaktisch aufgearbeitet“, so dass „richtiges Infotainment“ erwartet werden kann.
In der neuen Erlebniswelt, so Peters, solle es darüber hinaus eine Art von Atelier geben, in dem Produkte getestet werden können: „Das wird wie eine Degustation angelegt.“ Komplettiert wird das Angebot von einem Foyer mit Cafeteria und einem Shop. Auch die rund 500 Quadratmeter große Terrasse vor dem neuen Zentrum wird genutzt, etwa um bei schönem Wetter im Freien Café zu trinken und den Blick aufs nahe Schloss und den Park zu genießen: „Hier entsteht auch ein Ort der Begegnung.“
Vom Besucherzentrum aus sollen dann zudem geführte Besichtigungen durch die Fertigung, das Schloss und das Museum „Alte Mine“ weiterhin möglich sein. Mittelfristig sei geplant, so Peters, weitere Gebäude des Firmenareals in das Programm zu integrieren, so etwa das bislang nicht zugängliche „Alte Schloss“. In der Eröffnung des Besucherzentrums sieht er den ersten Schritt eines mehrstufigen touristischen Masterplans. Wenn die Arbeiten nach Plan verlaufen, öffnen sich die Türen zu „Faber-Castell Erleben“ im Sommer des nächsten Jahres.
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