Steiner Streit um ein Stück Gehweg

01.07.2012, 13:00 Uhr
Steiner Streit um ein Stück Gehweg

© privat

Eigentlich wollen Günter und Gerti Emmert nichts anderes als ihre Ruhe und ein kleines Rasenstückchen hinter ihrem Haus. Und die Stadt Stein will nichts anderes als 43 Quadratmeter Gehweg vor dem Emmert’schen Haus.

Denn der Gehsteig gehört, und dazu gibt es ein Gerichtsurteil, dem Ehepaar Emmert. Zwar hat die Stadt Stein den Auftrag erteilt, ihn frisch pflastern zu lassen, aber das geschah auf Privatgrund. Das Problem gäbe es nicht, wenn die Fläche, wie es im bürokratischen Jargon heißt, als öffentlicher Gehweg gewidmet wäre. Ist sie aber nicht. Seit Jahrzehnten laufen dort Fußgänger und ahnen nicht, dass sie sich auf Privateigentum bewegen.

Das Tauschgeschäft — Rasen gegen Trottoir — hat die Stadt Stein den Grundstückseigentümern schon 1999 vorgeschlagen. Doch trotz jahrelanger Bemühungen kam es nicht zustande. Zwar wäre den Emmerts der Tausch lieber, aber inzwischen würden sie auch verkaufen. „Für den Bodenrichtwert, denn ich habe nichts an die Stadt zu verschenken“, betont Günter Emmert. Doch bevor sich beide Parteien beim Notar trafen, ist die Situation eskaliert.

„Wir haben es ihnen gesagt, aber sie haben nicht damit gerechnet, dass wir es wirklich tun“, sagt Gerti Emmert, und spricht damit die provisorische Umzäunung ihres Gehsteigs an. Seit gut einer Woche steht vor ihrem Haus ein Gestell, an dem die flatternden Bänder befestigt sind. Fußgänger müssen auf die Fahrbahn ausweichen oder auf die gegenüberliegende Seite wechseln.

„Uns wäre geholfen“

„Wir wollen niemanden gefährden, und ich verstehe auch nicht, dass es so weit gekommen ist“, wundert sich Gerti Emmert selbst. In ihrer Nachbarschaft, berichtet sie, schütteln alle den Kopf. Keiner begreife, wieso die Stadt nicht auf das Tauschgeschäft eingehe. „Uns wäre damit geholfen, weil wir dann endlich eine kleine Grünfläche hinter unserem Haus hätten.“

Städtebauliche Gründe, führt Bürgermeister Kurt Krömer an, wieso man sich bislang nicht einigen konnte. Das kleine Rasenstückchen gehört zum Grundstücksvorrat der Stadt. Denn sollten sich eines Tages die Besitzverhältnisse in dem Areal ändern, dann würde genau dieses Eckchen benötigt, um einen Zugang zu künftigen Gebäuden zu schaffen. Eine Aussage, die bei Gerti Emmert für ungläubiges Staunen sorgt: „Dem die Grundstücke dort gehören, der verkauft nicht vor dem Sankt-Nimmerleins-Tag an die Stadt.“

Bürgermeister Krömer aber sieht die Fußgänger in der Gerasmühler Straße gefährdet. Über die Staatsanwaltschaft hat die Stadt versucht, die Sperre mit dem Argument „Gefahr im Verzug“ sofort beseitigen zu lassen. Damit ist sie gescheitert. Auch ein Polizeieinsatz brachte folglich nichts. „Da kann keiner was machen, auch keine Polizei, denn das gehört uns und wir dürfen unser Grundstück einzäunen.“ Für Gerti und Günter Emmert ist die Lage klar und damit bleiben die rot-weißen Bänder vorerst, wo sie sind. „Jetzt muss die Stadt handeln“, sagt Günter Emmert, betont aber gleichzeitig nachdrücklich, dass er sich keine Eskalation wünscht.

Während Bürgermeister Krömer einen Rechtsanwalt mit der Angelegenheit betraut hat, will das Ehepaar Emmert hinter seiner Absperrung einfach abwarten.

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