Streit um Denkmal

15.5.2011, 10:00 Uhr
Streit um Denkmal

Eine heftige Kontroverse entzündete sich in der jüngsten Sitzung des städtischen Bauausschusses an der Frage, ob das im Stil der Neuen Sachlichkeit gehaltene Baudenkmal aufgestockt und mit einem Schrägdach versehen werden darf. „Ja“ sagen Oberbürgermeister Thomas Jung und Baureferent Joachim Krauße, „Nein“ das Landesamt für Denkmalschutz und der Fürther Baukunstbeirat.

Während die Befürworter fürchten, beim Verbot von Veränderungen überhaupt keinen Investor mehr für den heruntergekommenen Blickfang am Eingang der Fußgängerzone zu finden, verweisen die Kritiker auf die historische Bedeutung des Gebäudes. Es handelt sich schließlich um eines der ältesten Parkhäuser Deutschlands. Gegen drei Stimmen von SPD und Grünen stellte sich der Bauausschuss hinter die Befürworter.

Ein Armutszeugnis für die Denkmalstadt sieht SPD-Stadtrat Hans Moreth in der Entscheidung. Und es wurmt ihn, dass die Kommune bei Großprojekten weniger hohe Ansprüche an den Denkmalschutz stellt als bei gewöhnlichen Altbausanierungen. Vor der Signalwirkung des Entgegenkommens bei der Central-Garage auf andere Altbausanierer warnt der Grüne Harald Riedel. Für ihn ist der Entwurf nur ein Versuch des Investors, maximalen Profit aus seinem Investment herauszuholen. Dem widerspricht der Baureferent. Krauße verweist darauf, dass dem zur Wohnnutzung nötigen Lichthof etwa 20 Prozent der Geschossfläche geopfert werden müssen. Das Aufstocken sei zum Ausgleich dieses Verlusts nötig.

Eine „städtebauliche Sünde“ sieht Jung im rücksichtslosen Anbau der Central-Garage an das angrenzende Mietshaus aus der Gründerzeit. Schmucklos ragt dessen Brandwand weithin sichtbar über das zweigeschossige Parkhaus hinaus. Der neue Entwurf passt die Central-Garage den Proportionen des Nachbarhauses an, was der OB als ästhetisch gelungen einstuft.

„Schmuddelecke“

Jungs Sicht teilt SPD-Fraktionschef Sepp Körbl, der von einer „Schmuddelecke“ spricht, die dringend aufgeräumt werden müsse. CSU-Sprecher Joachim Schmidt erkennt die Notwendigkeit zu „gewissen Kompromissen“ für die Nutzungsänderung, und FDP-Stadtrat Kurt Georg Strattner gibt zu bedenken, dass das aus seiner Umgebung hervorstechende Fürther Rathaus unter Aspekten des Denkmalschutzes niemals hätte gebaut werden dürfen.

Der OB kann sich vorstellen, dass die umgestaltete Central-Garage später wieder zum Baudenkmal erklärt wird. Sein Parteifreund Moreth hält dagegen: „Das ist keine Lösung, die einer Denkmalstadt gerecht wird.“

Obwohl er durchaus Verständnis für die Einwände der Kunsthistoriker und Denkmalschützer hat, sieht sich der Baureferent zu Zugeständnissen veranlasst, um die gewünschte Wiederbelebung der Adresse nicht zu blockieren. Dazu nimmt er auch die Verärgerung des Baukunstbeirats und des Landesamtes für Denkmalschutz in Kauf. Deren Einschätzung sei für die Kommune nicht bindend.

Zu viel Verfremdung?

Nur eine Aufstockung um ein Geschoss hätten die Denkmalschützer mitgetragen. Kritisiert wird neben der Höhenentwicklung vor allem das geneigte Dach mit zwei Wohnebenen. Fürths Stadtheimatpfleger Alexander Mayer sieht darin übereinstimmend mit Oberkonservator Uli Walter eine stilistische Verfremdung, die das historische wie künstlerische Erscheinungsbild ein für alle Mal zerstört.

Nach dem Neubau eines Parkhauses auf der anderen Straßenseite hatte die Central-Garage 2003 ihren Betrieb eingestellt. 2007 erwarb P&P, der Fürther Platzhirsch unter den Denkmalsanierern, das Gebäude, um es wie das benachbarte Otto-Schulhaus in Wohnraum umzuwandeln. Ein, wie sich zeigte, schwieriges Unterfangen. Weshalb die Kommune 2009 in Erwägung zog, das Gebäude für 3,3 Millionen Euro zu erwerben, um hier ihr Rundfunkmuseum anzusiedeln.

Inzwischen hat der Nürnberger Bauträger Bauhaus die Entwicklung der Immobilie übernommen (wir berichteten). Geplant sind 22 Eigentumswohnungen mit Größen zwischen 45 und 100 Quadratmetern.

 

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