Teure VGN-Tickets: Kein Ende der Preisspirale in Sicht
29.7.2017, 10:27 UhrEs ist der sattsam bekannte Teufelskreis: Im Vertrag, den alle 23 dem VGN zugehörigen Städte und Landkreise in Franken, der Oberpfalz und Schwaben unterzeichnet haben, ist festgezurrt, dass die Ticketpreise jährlich nach einem speziellen Schlüssel angehoben werden. Zum Januar 2018 packt der VGN 3,03 Prozent drauf – etwa weil Gehälter steigen und Preise für Material auch die Verbundkasse belasten. Und um das ohnehin schon hohe Defizit, das für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu begleichen ist, nicht noch weiter ausufern zu lassen.
Rund 10,5 Millionen Euro, rechnet die für den ÖPNV zuständige infra Fürth vor, muss das kommunale Tochterunternehmen allein in der Kleeblattstadt für den Betrieb von Bussen und U-Bahn im Jahr zuschießen. Infra-Chef Hans Partheimüller sagt: Mehr geht nicht. Kritiker halten dagegen: Höhere Fahrpreise gehen nicht, die Grenze der Belastung für den Kunden sei längst erreicht. Werde weiter an der Preisschraube gedreht, springen immer mehr Fahrgäste ab. Erwünscht ist aber ein Zuwachs, um die Zentren von der Fahrzeuglawine zu entlasten und die Umwelt zu schonen.
Was also tun? An der Antwort beißen sich Kommunalpolitiker seit geraumer Zeit die Zähne aus. Diese Woche nun gaben sie im Fürther Stadtrat erneut grünes Licht für Tarifsteigerungen, diktierten aber zugleich ihre Bedingungen: Mit dem VGN soll über eine "neue Finanzierungsgrundlage" und über andere Tarifstrukturen verhandelt werden. Was das konkret bedeuten könnte, wurde in der Debatte zumindest ansatzweise klar. So monierte etwa FDP-Rat Stephan Eichmann, dass man für eine Fahrt von Fürth nach Nürnberg einen überproportional hohen Kilometerpreis bezahlt – gemessen an deutlich längeren Strecken in der VGN-Fläche.
Bund und Länder müssen sich einbringen
Der Blick der lokal Verantwortlichen richtet sich aber auch gen München und Berlin: Land und Bund müssten sich weit stärker in die ÖPNV-Finanzierung einbringen, wolle man die bedenkliche Preisspirale stoppen. Fürther Vertreter sind künftig gehalten, sich in einflussreichen Gremien wie dem Städtetag mit Nachdruck dafür in die Bresche zu werfen.
Die Chancen auf Erfolg hält Oberbürgermeister Thomas Jung für besser denn je – habe doch in Folge des verstörenden Dieselskandals und immer höherer Luftbelastung in den größeren Städten die Einsicht in die Notwendigkeit zugenommen, den ÖPNV zu stärken.
Auf Fürther Ebene ist der Leidensdruck aber offenbar noch nicht groß genug, um einem Grünen-Vorstoß zum Durchbruch zu verhelfen. Er hatte zum Ziel, die Preissteigerung zum Jahreswechsel wenigstens im eigenen Stadtgebiet, in der hier geltenden Tarifstufe B, auszusetzen. Im Gegensatz zu einem Ausscheren aus dem gesamten VGN-Tarifsystem, das Fürther Ausgleichszahlungen in schmerzhafter Millionenhöhe zur Folge hätte, würde das die Stadt lediglich 169.000 Euro im Jahr kosten.
Trotzdem abgesegnet
Während die Grünen darin ein mutiges Zeichen des guten Willens gegenüber der Kundschaft sehen, handelt es sich für SPD-Fraktionschef Sepp Körbl um "Populismus, der das strukturelle Problem nicht löst". Sein CSU-Pendant Dietmar Helm ließ zwar Sympathien für die Grünen-Forderung erkennen ("Nicht nur reden, sondern auch Zeichen setzen!") – die Christsozialen stimmten dann aber, wie die SPD, trotzdem geschlossen dagegen.
Dazu trug auch die städtische Finanzreferentin Stefanie Ammon bei, die den geplanten Tarifanhebungen die zusätzlichen Leistungen gegenüberstellte, mit denen die Fürther demnächst rechnen dürfen: neue Busverbindungen, eine Verbesserung der Bustakte und Erleichterungen für sozial Schwache. Das seien "ausnahmsweise gute Argumente" für Preiserhöhungen, findet Körbl.
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