Theaterspiel mit heilsamer Wirkung
22.2.2014, 15:24 UhrDie Stimmung im Probenraum unter dem Dach des Stadttheaters ist gelöst. Sprachübungen werden gemacht, ein bisschen Yoga und Gymnastik. Kein ungewöhnliches Aufwärmen vor dem ersten Schritt auf die Bühne. Doch für die Frauen und Männer der Theatergruppe der Straßenkreuzer Uni ist dieses Training etwas ganz Besonderes.
Viele Hürden haben sich den meisten von ihnen im Leben in den Weg gestellt. Sie haben ihre Bleibe verloren, wurden krank und arbeitslos, sie verarmten, erlebten Schritt für Schritt Ausgrenzung von der Gesellschaft. Die Kamera fängt die Mitwirkenden zurückhaltend ein, drängt sich nicht auf. „Vertrauen zu gewinnen, war nicht einfach“, sagen Julia Thomas (45) und Thomas Steigerwald (59), die für die Medienpraxis das zweieinhalbjährige Projekt begleitet haben. „Es gab vor den Dreharbeiten eine ganze Reihe von Einzelgesprächen. Den Teilnehmern war es wichtig zu wissen, dass sie und ihre Geschichte ernst genommen werden.“
In diesem geduldigen Prozess entstanden einfühlsame Porträts von Menschen, die sich mehr und mehr öffneten. Warum sie sich dazu entschloss, erklärt eine der Teilnehmerinnen so: „Es gibt so viele Vorurteile gegen Obdachlose, für die meisten sind das doch einfach nur besoffene Typen unter der Brücke. Aber wir sind ganz normale, intelligente Menschen, die keine einfache Geschichte hinter sich haben, sondern vielmehr meist ein Riesentheater.“ Vielleicht, so hofft sie nun, kann auch die TV-Dokumentation zu mehr Verständnis beitragen und Berührungsängste abbauen.
Zweieinhalb Jahre arbeitete die Schauspielerin und Regisseurin Michaela Domes am Stadttheater mit der Gruppe. Gemeinsam wurde „Querungen“, eine sehr persönliche Bühnencollage, entwickelt, die im Sommer 2013 im Kulturforum zu sehen war. Die sensible Fernsehdokumentation zeigt auch, wie sich die Teilnehmer im Lauf der Vorbereitung verändert haben. „Diese Gruppenarbeit ist eine Herausforderung“, sagt eine Mitwirkende, „keiner kann den Vorturner machen.“ Jeder Einzelne steht im Fokus, bringt sich vorbehaltlos ein: „Das hatte etwas Heilsames.“
Die Straßenkreuzer Uni, zu deren Programm unter anderem diese für die Teilnehmer kostenlose Theatergruppe gehörte, gibt es seit 2010. Die Finanzierung läuft ausschließlich über Spenden. Dahinter steht der Verein Straßenkreuzer, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen in sozialer Not dabei zu unterstützen, sich selbst zu helfen.
Das Bühnenprojekt wurde in Kooperation mit dem Fürther Stadttheater realisiert. Sendetermine für die zweiteilige TV-Dokumentation sind Sonntag, 23. Februar und Sonntag, 2. März jeweils um 19.30, 21.30 und 23.30 Uhr bei Franken-Fernsehen. Am Sonntag, 9. März gibt es zu den gleichen Zeiten einen Zusammenschnitt von der Aufführung des Stückes sehen. Für die Mitwirkenden war bereits nach der Premiere ihrer Produktion „Querungen“ eines völlig klar: „Wir wollen weiter machen.“ Deshalb werden jetzt Sponsoren gesucht.
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