Thema Gustavstraße dominiert Bürgerversammlung in Fürth
23.11.2013, 22:00 UhrEs waren bereits etliche Anfragen aus der Südstadt abgehandelt, als OB Thomas Jung das Mikrofon an Bürger aus der Altstadt übergab. Jung wusste da schon, dass es nun nicht mehr um fehlende Parkplätze oder die Höhe von Neubauten gehen würde, sondern um den Lärm in der Gustavstraße. Auf der Rednerliste standen drei Vertreter jener kleinen Gruppe von Anwohnern, die auch vor Gericht für mehr Ruhe im Altstadtviertel kämpft.
Der erste wandte sich mit bitteren Vorwürfen an Jung: Dieser stelle den Konflikt stets falsch dar - es seien keineswegs nur Neu-Fürther, die sich über den Lärm beschweren. „Ich bitte Sie, hören Sie auf, in der Öffentlichkeit so zu tun, als wären wir alle erst gestern hergezogen“, sagte der Mann. Er selbst habe seit vielen Jahren in der Straße gelebt.
Mit 350 Plätzen im Freien und Rauchern, die sich nachts vor den Kneipentüren unterhalten, sei die Straße so laut geworden, dass sein Arzt ihm nun wegen der Lärmbelastung zu einem Umzug geraten habe. Er habe diesen Rat befolgt.
Dann berichtete er von Pöbeleien, anonymen Anrufen und einer Morddrohung, die er als Reaktion auf seine Beschwerden in den vergangenen Monaten erhalten habe. Der Anwohner klagte: Jungs Umgang mit dem Thema habe dazu geführt, dass „wir von einer Heerschar an Stammgästen auf eine Art und Weise gemobbt werden, die in einer Firma nicht möglich wäre“. Emotional aufgewühlt setzte er nach: Jung stelle ihn und die anderen, die doch Opfer seien, als Täter dar.
„Langt’s langsam?“
An dieser Stelle unterbrach der Rathauschef den Monolog: „Langt’s langsam?“ Doch der Anwohner hatte weiter Redebedarf: Keine Stadtratsfraktion habe die Anwohner angehört, nur die Freien Wähler hätten sich ihrer angenommen. Der OB verzichtete darauf, den bekannten Standpunkt der Stadt sachlich darzustellen, und zeigte sich angriffslustig: Einmal mehr kündigte er an, zu tun, „was die Mehrheit der Bevölkerung von mir erwartet“, und dagegen zu kämpfen, dass der Ausschank im Freien um 22 Uhr enden müsse. Dann warf er dem Anwohner vor, die Bürgerversammlung für persönliche Anliegen zu missbrauchen. Und gab zu bedenken, dass das Leben in einer Großstadt mit Kompromissen verbunden sei.
Der Streit gipfelte in einem Kommentar, zu dem sich der Rathauschef hinreißen ließ, als die große Mehrheit der rund 100 Bürger im Saal per Handzeichen gegen einen Antrag des Anwohners stimmte. Angesichts der vielen erhobenen Hände sagte Jung zu dem Mann, dass er hiermit die Mehrheitsmeinung zu spüren bekomme. Darauf erwiderte der Angesprochene: „Ich spüre das seit drei Jahren.“
Ein zweiter lärmgeplagter Anwohner sorgte für Proteste im Saal, als er Jung vorwarf, „ein System des Unrechts“ errichtet zu haben. Auf diese Vorwürfe „unter der Gürtellinie“ werde er nicht antworten, so Jung. Rechtsreferent Christoph Maier aber hatte nun etwas zu sagen: „Bevor die Opfersicht zu dominant wird“, wolle er daran erinnern, dass diese Bürger ihre Rechte durchaus in Anspruch nehmen und vor Gericht klagen: „Also lassen Sie die Gerichte sprechen.“
Der dritte Beschwerdeführer schließlich wollte von Maier wissen, welches Ergebnis die städtischen Lärmmessungen in der Gustavstraße gebracht hätten. Erneut gab Maier zu, dass der nächtliche Grenzwert von 45 Dezibel nicht gehalten werde, „wenn Gaststätten schließen und wenn nach 23 Uhr Raucher draußen stehen“. Der Grenzwert indes sei „aberwitzig“: „Wir brauchen hier dringend eine Klärung.“
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