Wenn eins zum anderen kommt
7.3.2018, 18:28 UhrDie Eremitage in Sankt Petersburg ist das größte Museum der Welt, allein die offiziellen Besichtigungswege sind elf Kilometer lang. Kaum zu glauben, aber trotzdem wurden dort bereits vor ziemlich langer Zeit die Wände knapp; man begann, Bild an Bild zu hängen, von der Decke bis zum Fußboden. Die Petersburger Hängung war erfunden. Was die Etage, die die Clinc-Kreativen in der Fürther Südstadt belegen, damit zu tun hat, liegt auf der Hand: Es geht um den Platz.
Aber nicht nur. Edda Schneider und Dagmar Payne, beide gehören zu den derzeit neun Clinc-Künstlern und -Kreativen, die hier ihre Ateliers und Arbeitsplätze haben, machen klar: "Wir haben mit der Gruppierung der Bilder auch versucht, neue Konstellationen, Zusammenhänge und Kompositionen zu erzeugen." Ein gelungener Ansatz, der vereint, was auf Anhieb nicht auf der Hand gelegen hätte.
Akbar Akbarpour trifft nun zum Beispiel auf Bruno Bradt und David Krugmann. Eine Zusammenkunft, der verblüffend harmonischen Art, die nicht nur optische, sondern auch inhaltliche Fäden spannt. So stellt Bradt etwa sein zeichnerisch herausragendes Doppelporträt "David" vor, auf dem Krugmann zu erkennen ist – und ein Auszug aus dem Psalm 18, den der biblische David spricht.
Auch der 82-jährige David Krugmann, der als junger Mann in St. Petersburg Kunst studierte, gehört zur Clinc-Ateliergemeinschaft. Seiner Anregung, befreundete Künstlerinnen und Künstler einzuladen, ist jetzt die Vielfalt dieser Schau zu verdanken. Vorgaben wurden nicht gemacht. Abgesehen davon: "Wir haben darum gebeten, dass die eingereichten Arbeiten nicht größer als 1 x 1,20 Meter sind", sagt Dagmar Payne. Außerdem sollten nicht mehr als drei Werke zur Ausstellung kommen. Jetzt sind die Wände üppig bestückt.
Nostalgisches Polaroid-Papier
Krugmann selbst ist mit Sandreliefs vertreten. Günter Derleth zeigt drei Camera-Obscura-Fotografien, die zum besonderen Reiz der Lochkamera-Aufnahmen ein weiteres unwägbares Detail hinzufügen: Derleth nutzte Polaroid-Papier, dessen Verfallsdatum längst überschritten ist. So entstanden Pflanzen-Porträts, denen eine schwer definierbare Lebendigkeit innewohnt.
Gerade einmal so groß wie eine Männerhand sind die beiden Fotografien, mit denen Edda Schneider in der Schau vertreten ist. Wer es genau wissen will, erfährt, dass darauf Details eines bejahrten Fußbodens zu erkennen sind. Entscheidend ist das aber nicht. Was einnimmt, ist die stimmige Farbigkeit und die Linienführung, die nicht im eigentlichen Sinne geplant und doch völlig adäquat erscheint. Die prominente Fürther Künstlerin, die bis 2008 ihre "werkstatt" in der Herrnstraße betrieb, arbeitet mit analoger Kameratechnik. "Nur dann bekomme ich genau das Bild, das ich haben will", sagt sie.
Schöne Unbeschwertheit bringen Reiner Zittas "Artefakte aus Karton und anderen wertvollen Materialien" ins Spiel. Menschen, Tiere und fabelhafte Wesen begegnen dem Besucher und lassen mit spielerischer Heiterkeit ironische Distanz zu einem sicheren Standpunkt werden.
Susa Schneider beweist mit vier zierlich anmutenden Fotografien, dass Größe keine maßgebliche Einheit sein muss, wenn es um Inhalte geht. Ihre mit Nonchalance präsentierten Arbeiten verführen zum Verweilen und zum Erkunden der Geschichten, die in ihnen versteckt zu sein scheinen.
Mit sehr ansprechenden Porträts sind Ingrid Riedl und Kerstin Husi vertreten. Wieder sorgt auch hier die räumliche Nähe anderer, völlig unterschiedlicher Arbeiten für eine erstaunliche Wirkung: Die Werke beginnen einen Dialog, der die Grenzen der Enge sprengt. Dagmar Paynes "Eins und Eins, das macht Eins" hat dagegen sein Pendant schon gefunden, vereint sich beinahe übergangslos mit einer Partner-Leinwand und reiht sich dann doch ein ins weitgespannte Beziehungsgeflecht der vielen.
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