Zwei Freundinnen mit einer Mission
22.5.2016, 21:00 UhrIhre Freundin und sie haben schon öfter unter dem Klettergerüst im Garten der Mittagsbetreuung Geld gefunden, erzählt die neunjährige Fanny. Was die beiden mit den Münzen anstellen sollen, wussten sie aber nie so genau. Bis Johanna (7) eines Nachmittags vorschlug: „Wir könnten es den Flüchtlingen geben.“ Mit den wenigen Münzen aber wollten sich die Freundinnen nicht zufrieden geben – rasch hatten sie größere Pläne.
„Die Flüchtlinge“, das sind die Jugendlichen, die in der Nähe der Friedrich-Ebert-Grundschule im „House Welcome“ leben. Für etwa 50 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge hat die Stadt hier im August 2015 eine Erstaufnahmeeinrichtung eingerichtet.
Um für dieses Heim Geld zu sammeln, studierten Fanny und Johanna vor kurzem von sich aus einen kleinen Tanz ein, den sie vor Publikum aufführen wollten. Bei ihrer kleinen Nummer stehen sich die Mädchen gegenüber, klatschen in die Hände, zwei Schritte nach links und wieder nach rechts. Dabei singen sie: „Wir spenden für die Flüchtlinge, uh la la.“ Zum krönenden Abschluss schlagen die beiden Akrobatinnen noch ein Rad.
Um möglichst viele Leute zu erreichen, entwarfen sie bereits im Vorfeld kleine Plakate für ihre Aktion, die sie an Nachbarn verteilten oder an die eine oder andere Bushaltestelle klebten. Das ging ganz schnell: „Pro Zettel haben wir vielleicht zwei Minuten gebraucht“, sagt Johanna. Mit bunten Filzstiften schrieben sie auf DIN-A4-Blätter Sätze wie: „Am Samstag um halb 10 sammeln wir für Flüchtlinge“. Auch kündigten sie darauf an, dass es kleine Geschenke gibt, etwa Süßigkeiten. Am folgenden Samstag zogen die Grundschülerinnen los. Obwohl das Wetter nicht das beste war, waren sie den ganzen Tag unterwegs, zuerst vor ihrem Haus, später am Wiesengrund, wo etwas mehr los war. Sie sprachen die Passanten selbst an, die meisten gaben auch etwas.
Nach nur einem Tag hatten Fanny und Johanna 82,18 Euro in ihrer roten Geldtasche, die komplett an das „House Welcome“ gehen sollen. Stolz erzählen die beiden von den Reaktionen: „Da waren zwei Fahrradfahrer. Erst hatten sie kein Geld dabei, aber sie haben es von zuhause geholt und sind extra nochmal gekommen.“
Die Eltern der Kinder geben zu, dass sie zunächst Bedenken hatten. Sie hofften aber, dass viele Menschen die Aktion unterstützen. Fanny und Johanna haben übrigens schon die nächste Idee: Spenden für Tiere wollen sie sammeln, und vielleicht auch noch einmal für Flüchtlinge.
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