Zwei Platten erinnern an Jean Mandel
16.5.2018, 11:00 UhrSein Name ist in der Kleeblattstadt bis heute präsent – zumindest Bahnreisenden dürfte der Schriftzug "Adema – Jean Mandel Fürth" auf dem Dach eines Hauses unweit des Hauptbahnhofs auffallen. Jetzt erinnern zwei weitere Orten in der Stadt an den ehemaligen jüdischen Textilfabrikanten sowie an dessen Familie. In den späten 1950er Jahren brachte er den Petticoat nach Fürth und exportierte farbenfrohe Mode in alle Welt.
Am Marktplatz 10 am Grünen Markt und in der Königswarterstraße 64 markieren nun schlichte Gedenkplatten im Boden das Geburtshaus der beiden Brüder Jean und Leo und das spätere Wohnhaus von Leo Mandels Familie. Zu lesen ist darauf, welches Schicksal die Mandels in Nazi-Deutschland erleiden mussten. Außerdem soll der Platz neben dem Anbau des Jüdischen Museums und der Gaststätte "Zum Tannenbaum" bald den Namen Jean Mandel tragen.
Initiiert hat diese Art des Gedenkens Daniela Eisenstein, Leiterin des Jüdischen Museums. Seit vielen Jahren steht sie in Kontakt mit den Nachfahren des 1974 verstorbenen Modefabrikanten, den die Nazis 1938 nach Polen auswiesen, wo er, im Gegensatz zu Leo sowie dessen Frau und Kind, das KZ überlebte. 1945 kehrte er nach Fürth zurück und war maßgeblich daran beteiligt, die hiesige Israelitische Kultusgemeinde und den Bayerischen Landesverband der Kultusgemeinden aufzubauen. Außerdem setzte er sich für die Verständigung von Juden und Christen ein. Den Wunsch von Mandels Kindern, die in der Schweiz, den USA und Kanada leben, an ihren Vater zu erinnern, gab Eisenstein an die Stadt weiter, die diese Anregung gerne aufnahm.
Kontakt hält bis heute
"Wir sind dankbar, dass die Bande der Familie bis heute halten und Ihre Eltern Fürth nicht dauerhaft den Rücken gekehrt haben", sagt OB Thomas Jung an Jean Mandels Töchter Ruth Schreiber und Marianne Keller sowie seinen Sohn Louis Mandel gerichtet. Mit nach Fürth gekommen waren außerdem seine beiden Enkel, Jason Schreiber und Marc Keller. Es sei wichtig, so Jung weiter, auch heute noch Straßen und Plätze nach wichtigen jüdischen Bürgern zu benennen und Gedenkplatten zu verlegen.
Louis Mandel, der in Fürth geboren ist und bis zu seinem zehnten Lebensjahr dort aufwuchs, lebt inzwischen im kanadischen Montreal. Noch heute fühlt er sich Fürth verbunden. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2010 wohnte seine Mutter Adele Mandel in dem Haus in der Hirschenstraße, das heute noch den markanten Schriftzug trägt.
Abgesehen davon ist von dem Gebäude nicht mehr viel übrig. Wohnungen sollten nach dem Verkauf des Geländes 2013 dort entstehen. Doch wo einst Textilien gefertigt wurden, verharrt seit Jahren eine Bauruine (wir berichteten).
Louis Mandel ist sich sicher, dass sich sein Vater über die Tafeln gefreut hätte. "Er war ein echter Fürther." Persönliche Drähte in ihre Geburtsstadt haben die Mandels aber bis heute noch. Eng befreundet sind sie mit Gerda Werner, die einst als Lehrling bei Adema anfing. Auch sie war bei der Enthüllung der Gedenktafeln dabei.
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