"Gender-Wahnsinn": Passauer Studenten dürfen nicht fensterln
20.5.2015, 16:12 UhrEs ist ein Jahrhunderte alter Brauch. Weil liebestrunkene Pärchen sich früher in der Öffentlichkeit nicht als solche zu erkennen geben durften, suchte er nachts per Leiter sein Glück. Sie öffnete ihm dann das Fenster und damit ihr Herz. Fensterln nennt sich das Ganze. Weil diese Zeiten längst vergangen sind, ist Fensterln heutzutage nicht mehr als ein folkloristischer Gag, der vorrangig auf traditionellen bayerischen Feiern weiterlebt. Jungs klettern die Sprossen hoch, holen sich oben von Mädels ein Küsschen ab – in Lederhose und Dirndl natürlich.
So hatten das auch die Passauer Sportstudenten geplant, die am Donnerstag im Rahmen ihrer "Campus Games" den "Fensterlkönig" küren wollten. Doch daraus wird nichts. Die Gleichstellungsbeauftragte der Uni meldete sich zu Wort, sah einige der geplanten Wettbewerbe "nicht im Einklang mit den Gleichstellungsstandards der Universität stehend." So heißt es in einer offziellen Mitteilung der Uni.
Es geht ums sogenannte "Wife Carrying" und vor allem auch ums Fensterln, das machen die Sportstudenten klar. Sie schreiben auf Facebook davon, dass ihnen vorgeworfen werde, sie würden die Frau "zum Objekt degradieren." Und wehren sich: "Wir sind der Meinung, dass das Fensterln eine Ur-Bayerische Sportart ist, die sich den neumodischen Zwängen des andauernden Gender-Wahnsinn nicht zu unterwerfen braucht".
Trotzdem änderten die Studierenden schließlich ihr Angebot und sagten zu, dass sowohl Männer als auch Frauen an dem Wettkampf teilnehmen können. Später sagten sie den Wettbewerb ab. Inzwischen ist das gesamte Sportfest dem schlechten Wetter zum Opfer gefallen. Ein neuer Termin sei noch nicht in Sicht, es werde aber ein Termin im Juni angestrebt, betonte die Uni-Sprecherin.
"Unsere Intention besteht in der Veranstaltung eines sportlichen Wettkampfes mit kulturellem Hintergrund", argumentieren die Studenten, die auf ihrer Facebook-Seite viel Zuspruch, aber auch einiges an Kritik erhalten. Die Uni rechtfertigt sich: Es sei kein leichtes Unterfangen, "Gewohntes und vermutlich gar nicht diskriminierend Gemeintes mit einem modernen Menschen- und Lebensbild in Einklang zu bringen - für beide Seiten." Gerade in einer solchen Situation setze aber die Aufgabe der Gleichstellungsbeauftragten an. Und die habe nur ihren Job gemacht.
Bayern Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hatte der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch) gesagt: "Ich finde es charmant, wenn die Männer um die Frauen werben." Von einer Degradierung von Frauen zu bloßen Objekten wolle sie nichts wissen. Ministerpräsident Horst Seehofer soll der Zeitung gesagt haben: "In Bayern gilt immer noch: Leben und leben lassen."
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