Gewalt an bayerischen Schulen ist deutlich gestiegen
21.4.2018, 13:00 UhrDie Zahl der Straftaten an bayerischen Schulen ist 2017 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Wie das Landeskriminalamt in München mitteilte, registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 8356 Fälle. Das sind 540 mehr als 2016. Die Aufklärungsquote hat sich minimal erhöht und liegt bei rund 60 Prozent. Führend in der Kriminalstatistik waren in beiden Jahren mit mehr als 2400 Fällen Diebstahlsdelikte. Nur etwa jeder vierte konnte aufgeklärt werden. Auch in Nürnberg ist die Kriminalität an Schulen angestiegen.
2016 verdächtigten die Polizeibehörden insgesamt 4576 Personen, davon waren rund 81 Prozent männlich. Gut ein Viertel, nämlich 1023 Tatverdächtige, waren nicht im Besitz eines deutschen Passes. 4337 Personen waren unter 21 Jahre alt. Für das vergangene Jahr spricht das Landeskriminalamt von 5146 Verdächtigten. Der Anteil der männlichen Tatverdächtigen lag ebenfalls bei etwa 81 Prozent. 1289 hatten keinen deutschen Pass. Die Anzahl der unter 21-Jährigen lag bei 3867. Angaben zu Nationalitäten der Verdächtigten machte das LKA nicht.
Aber nicht nur in Bayern ist Kriminalität an Schulen ein Problem: Etliche Bundesländer haben für 2017 einen teils spürbaren Anstieg von Kriminalität und Gewalt registriert, wie aus den Statistiken der Landeskriminalämter hervorgeht. Zu den Gründen gibt es noch keine Erklärung. Bundesweite Zahlen will das Bundeskriminalamt in einigen Wochen vorlegen. Unverändert ist die große Mehrzahl der Täter männlich und deutsch. Der Anstieg der Schulstraftaten geht nach Angaben des Landeskriminalamtes Niedersachsen auch einher mit einem Anstieg der gesamten Jugendkriminalität im Jahr 2017.
Anzeigeverhalten hat sich geändert
Nach zehnjährigem Rückgang nahm die Zahl minderjähriger Tatverdächtiger in dem Flächenland um vier Prozent zu, die Zahl tatverdächtiger Kinder stieg um 21 Prozent. Die Gründe will das LKA untersuchen. Auch für den Wiederanstieg der Kriminalität an Schulen gibt es noch keine Erklärung. Wie der Kriminologe Christian Pfeiffer der Deutschen Presse-Agentur sagte, könnte der Anstieg an einem geänderten Anzeigeverhalten liegen. In Zeiten großer medialer Aufregung über Gewalttaten würden Straftaten häufiger angezeigt.
Auch wenn es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Ausländer handele, sei die Anzeigebereitschaft statistisch erwiesenermaßen höher. Mit einer nach dem Flüchtlingszuzug gestiegenen Zahl ausländischer Schüler könne dies möglicherweise den Anstieg erklären. Den bisherigen Rückgang von Gewalt an Schulen dokumentieren die jüngsten bis 2016 reichenden Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Demnach haben sich die gemeldeten sogenannten Raufunfälle an Schulen mit leichten und schwereren Verletzungen seit 1993 in etwa halbiert. Für viel Aufsehen sorgte in diesem Jahr der Fall eines Jungen, der seinen Mitschüler Ende Januar in Lünen erstochen haben soll.
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