Auch im Alter fit sein
28.6.2013, 14:21 UhrEin Vortrag von Professor Dr. Wolf Oswald, der an der Entwicklung des Programms beteiligt gewesen ist, sei die Initialzündung gewesen, sich näher damit zu beschäftigen, erklärt Martha Rothfuß vom Vorstand der Alzheimer Gesellschaft. Schnell wurde beschlossen, zwei Pflegekräfte auf Kosten der Gesellschaft entsprechend schulen zu lassen. Die Stadt Gunzenhausen griff diese Idee auf und finanzierte die Fortbildung einer dritten Kraft.
Mit Sonja Springel und Severine Jost vom Therapieteam des Burkhard-von Seckendorff-Heims sowie Kathrin Neuner, die als Altenpflegerin in der tagesstrukturierenden Einrichtung in der Zufuhrstraße tätig ist, wurden drei engagierte Frauen für das Projekt gefunden. Zweimal ging es für sie je drei Tage in die Sim A-Akademie nach Fürth. „Wir lernten viel über Gedächtnisleistungen und -funktionen“, so Sonja Springel. Anschließend galt es, das Erlernte in die Praxis umzusetzen und in die tägliche Arbeit mit den Senioren zu integrieren. Über ihre Erfahrungen mussten sie einen Bericht verfassen und schließlich eine Prüfung ablegen, bevor ihnen das Zertifikat zur Sim A-Fachkraft verliehen wurde.
Insgesamt erstreckte sich die Fortbildung über ein knappes Jahr und das erworbene Wissen wird nun in den einzelnen Stationen angewandt. Das Programm fußt dabei auf drei Säulen: Da ist zum einen die kognitive Aktivierung zur Förderung von Wahrnehmungsleistungen, Aufmerksamkeit und Konzentration. Verbessert werden sollen dadurch auch die Leistungen des Kurzund Langzeitgedächtnisses.
Für den Personenkreis mit fortgeschrittenen kognitiven Einbußen im Sinne einer schweren Demenz wurde eine biografieorientierte Aktivierung erarbeitet. Das Programm dient dazu, vor allem Themen aus der Biografie so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Als Basis für diese Beschäftigung bieten sich Farben, Obst oder Tiere an. Gearbeitet wird zum Beispiel mit Bildkarten, mit Liedern und Sprichwörtern. Bei diesen Themen könne jeder mitreden und es entwickele sich schnell ein Gespräch, berichten Severine Jost und Sonja Springel von ihren Erfahrungen.
Die dritte Säule ist die psychomotorische Aktivierung: Körperliche Betätigung und der Erhalt motorischer Fähigkeiten stabilisieren die Psyche, so der Ansatz. Über die Bewegung wird auch das Gedächtnis trainiert und etwas für die Sturzprophylaxe getan. Die meisten Aktivitäten mit den Senioren funktionieren allerdings nur im Sitzen, es kommen Tücher, Luftballons und Fliegenklatschen zum Einsatz. Bewegt wird der gesamte Körper, verbunden mit leichten ABC-Übungen und Würfelspielen.
Regelmäßig durchgeführt, können die Teilnehmer beispielsweise wieder besser beim Anziehen mithelfen, und auch die Gedächtnisleistung wird gefördert, hat Severine Jost beobachtet. Wichtig sei neben der Regelmäßigkeit außerdem, die Gruppe zu kennen. Dann könne das Angebot entsprechend nach den Fähigkeiten und den Vorlieben gestaltet werden.
Mit einem Blumenstrauß bedankten sich Martha Rothfuß, Vereinsassistentin Andrea Leuchtenmüller und Dr. Gert Riedel, 2. Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft, nun bei den drei Fachkräften für ihre Bereitschaft, an der Fortbildung teilzunehmen und ihr Wissen in den Einrichtungen zum Wohle der Senioren in die Praxis umzusetzen.
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