Die Leiden eines Pfarrers
23.7.2015, 12:00 UhrEingebettet sind die Nummern in die Rahmenhandlung von Harrys Potter „Stein des Weisen“. Um den kirchlichen Bezug herzustellen, wird das Motto „ Damit wir klug werden“ vom diesjährigen Kirchentag praktisch als Unterzeile hinzugefügt.
Das Publikum erlebt einen humorvollen Querschnitt aus dem kirchlichen Leben, etwa den Kaffeeklatsch der Pfarramtssekretärinnen mit ihren ganz unterschiedlichen Charakteren. Im Monolog um den Weltgebetstag geht es um den interreligiösen Dialog und die Friedfertigkeit anderer Religionen. Angelehnt in „Im Wagen vor mir“ greifen die Geistlichen das Motiv des Liedes auf, münzen es aber um in Pfarrerin und Gottesdienstbesucher. Während sie denkt, der Gottesdienstbesucher habe hohe Ansprüche an ihre Predigt und den Ablauf des Gottesdienst und sich sehr unter Druck setzt, denkt er alles Mögliche, nur nicht an den Gottesdienst bzw. die Predigt. Beim Konfirmandenelternabend trifft das Publikum Typen, die alle kennen und nicht nur den Pfarrer nerven. Da gibt es die Helikoptermutter die gnadenlos ihr Kind betüttelt, den Ökovater mit seinen Gesundheitsansprüchen, die berufstätige Ärztin mit wenig Zeit, aber hohen Ansprüchen oder den konservativen Vater, ihnen allen geht es wenig um den Sinn der Konfirmation.
Sehr entlarvend und doch dem Zeitgeist entsprechend das Traugespräch mit Weddingplaner“, ultraerfolgreicher Juppiebraut und leicht unterbelichteten Ehemann. Das Trio will die Hochzeit als „Event“ mit allen möglichen und unmöglichen Einlagen geplant haben und die kirchliche Trauung als „Dienstleistung“ verstanden wissen – selbstverständlich mit dem unumgänglichen „Hallelujah“ von Leonhard Cohen, das zur Hochzeit passt wie die Faust aufs Auge. Weiter geht es mit dem Dekanatsjugendpfarrer, der als Berufsjugendlicher für Stimmung sorgen soll, dem aber die hohen Ansprüche der Eltern zu schaffen machen und vor allem die Namensgebung der hoffnungsvollen Sprösslinge.
Dass es so ganz ohne Landesbischof nicht geht, ist wohl jedem klar. Deshalb haben sich die Geistlichen überlegt, wie sein Besuch bei der kirchlichen Wiedereintrittsstelle aussehen könnte, vor allem wenn er ganz überraschend und anonym kommt. Überhaupt, der Bischof mit seinen vielen Aktivitäten und seiner Medienpräsenz, er hat es den Ensemblemitgliedern angetan und so gibt es immer wieder kleine, feine Spitzen in seine Richtung.
Wie perfekte Pfarrer auszusehen haben, nämlich in Richtung „Eier legende Wollmilchsau“, wird a la Jean Pütz gezeigt. Dass auch der Teufel arbeitslos werden kann, weil er ein Relikt vergangener Zeit ist und dem theologischen Weichspülkurs des Zeitgeistes nicht mehr entspricht, wird in einer Szene auf dem Arbeitsamt gezeigt. Bei der anschließenden fiktiven Kirchenvorstandssitzung schöpfen die Geistlichen aus dem prallen Leben, denn die Typen, die sich dort treffen, kennen sowohl Pfarrers als auch die Gemeindemitglieder. Mit der kirchlichen Hitparade endet das Programm schließlich, nachdem auch Harry, Ron, Henriette und Tante Doro dem „Stein der Weisen ganz nah gekommen sind.
Den Akteuren macht ihr Spiel mindestens so viel Spaß wie den Gästen, und so kommt es manchmal zu kleinen Heiterkeitsausbrüchen auf der Bühne, wenn ihnen das Temperament mal durchgeht oder ein kleiner, komischer Patzer passiertt. Die jeweiligen Rollen, die Irene Geiger-Schaller, Olaf Stegmann, Beate Frankenberger und Hannes Schott spielen, erscheinen jedenfalls sehr stimmig und komisch, in der Regel auch liebevoll gezeichnet. Aber vielleicht erkennt sich die eine oder andere Kanzelschwalbe im Programm wieder oder der eine oder andere „Besserwissi“, die ihren Mitmenschen das Leben so gerne schwer machen. Damit war die Mission – Kirche kann auch komisch sein und hat trotzdem eine Botschaft – erfüllt.
Dekan Klaus Kuhn dankte zum Schluss allen Akteuren des „weißblauen Beffchens“, und er meinte damit auch die Begleiter und Mitglieder im Hintergrund. Er übereichte ein kleines Geschenk, auch im Namen des Freundeskreises Kloster Heidenheim, der den Abend mit organisiert hatte.
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