Ein Querschnitt aus verschiedenen Epochen
10.3.2013, 17:32 Uhr
Ruth und Aharon Bruck, die aus Israel stammen, haben alle Grabsteine fotografiert und die Inschriften für die Nachwelt festgehalten. Bereits in den Jahren zuvor haben sie die Friedhofe von Ichenhausen und Pappenheim dokumentiert. Für das vorliegende Buch hat Pfarrerin Barbara Eberhard (Theologische Referentin für die Begegnung von Juden und Christen) die hebräischen Texte übersetzt. Das Bechhöfer Projekt hat allein 80.000 Euro gekostet. An der Finanzierung haben sich der Bezirk Mittelfranken, der Landkreis, der Frankenbund und etliche Sponsoren beteiligt.
Mit Hans Rosental war ein ehemaliger Schopflocher Jude, der heute in New York lebt, in die fränkische Gemeinde gekommen. Er kündigte an, dass Senta Bechhöfer, eine der letzten Zeitzeugin aus den USA alsbald nach Bechhofen kommen wird. Sie hat schon früher einen Film über die jüdische Gemeinde gedreht.
Wie Bürgermeister Helmut Schnotz im Beisein von David Kurz, dem Friedhofsreferenten des Landesverbands der Jüdischen Kultusgemeinden in Bayern, versicherte, bleibt der Erlös des Buchverkaufs (für 15 Euro kann es von der Gemeinde bezogen werden) zweckgebunden für das Gedenken an die 32 Schoa-Opfer. 75 Jahre nach dem Judenpogrom will die Kommune im Herbst einen neuen Akzent der Gedenkkultur setzen.
Dass vom 17. Jahrhundert an die Toten aus 16 jüdischen Gemeinden im Umgriff von etwa 30 Kilometern in Bechhofen beigesetzt wurden, davon berichtete Bezirkstagsvizepräsident Alexander Küßwetter, der zugleich Vorsitzender des Jüdischen Museums Franken ist. Er lobte das Engagement der Kommune: „Bechhofen nimmt seine historische Verpflichtung wahr." Der Bezirk widme sich mit Nachdruck der Erforschung der jüdischen Geschichte und habe mit der „Franconia Judaica" eine eigene Publikation. „Wir wollen", so der Ehinger, „die Erinnerung an die jüdischen Mitmenschen wachhalten, damit sie ihren verdienten Platz in der Geschichte einnehmen können."
Wachsendes Interesse an jüdischer Kultur
Ein wachsendes Interesse an der jüdischen Kultur stellte der Ansbacher Landrat Dr. Jürgen Ludwig in der Bevölkerung fest. „Wir können nicht unbefangen herangehen, aber mit unverstelltem Blick", sagte der Politiker, der gestand: „Ich habe das Jüdische Museum in Berlin besucht, aber der Judenfriedhof in Bechhofen hat einen ganz eigenen Zauber." Er ermunterte die Verantwortlichen, in der Forschungsarbeit nicht nachzulassen.
Alexander Biernoth, der Vorsitzende des Ansbacher Frankenbunds (ihm gehören auch die Mitglieder aus dem Gunzenhäuser Land an), wies anlässlich der Buchvorstellung auf die Dokumentierung des Ansbacher Judenfriedhofs mit seinen 111 Steinen hin, die 2008 erfolgte. Er dankte dem Rotaryclub, dass er für Bechhofen eine Friedhofsplanung gegeben hat, die in digitalisierter Form vorliegt. Ruth und Aharon Bruck aus Israel haben 2394 Grabsteine dechiffriert. 55 aus verschiedenen Epochen und Gemeinden bilden einen Querschnitt. Sie werden übrigens alle im Internet unter www.juedischer-friedhof-bechhofen.de präsentiert, so dass die Nachkommen der ehemaligen jüdischen Mitbürger heute überall auf der Welt einen direkten Zugriff zu den Daten haben. Bisher sind 1200 online gestellt, die zweite Tranche folgt Mitte des Jahres.
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