"Mentale Zündkerzen" im eigenen Betrieb
7.4.2011, 15:58 UhrViele Vertreter der Politik waren zur Eröffnung des Existenzgründertags in die Stadthalle gekommen und „auch die Wirtschaft zeigt Flagge“, freute sich Federschmidt bei der Begrüßung der Gäste. Dass die Veranstaltung, die bereits zum dritten Mal in Folge in der Altmühlstadt ausgerichtet wurde, jährlich mehr Besucher anlockt, zeigt dem Bürgermeister, dass man hier auf dem richtigen Weg ist.
Wer sich eine Existenz aufbauen will, der muss sich als erstes über seine Möglichkeiten klar werden. In Altmühlfranken findet er hier vielfältige Informationsangebote. Das reicht von den Wirtschaftsförderern der Stadt Gunzenhausen (Andreas Zuber) und des Landkreises (Armin Handl) bis hin zu einem breiten privatwirtschaftlichen Angebot. Informationen auf „hohem Niveau“ (Federschmidt) fanden Interessierte gestern in der Stadthalle. Dort präsentierten sich zahlreiche öffentliche und privatwirtschaftliche Stellen.
Organisationen wie die IHK Nürnberg für Mittelfranken und die mittelfränkischen Handwerkskammern präsentierten ihre Unterstützungsmöglichkeiten ebenso wie die hiesigen Kommunen, die Ansbacher Hochschule war mit einem Stand vertreten, Netzwerke wie die Wirtschaftsjunioren und die damen.wirtschaft waren ebenfalls vor Ort. Die Finanzierung spielt bei einer Existenzgründung natürlich eine große Rolle, weshalb die örtlichen Banken Stände aufgebaut hatten, auch Vertreter von Versicherungsgesellschaften, Steuerberatern und Rechtsanwaltskanzleien standen für ein persönliches Gespräch bereit.
„Auf der Tagesordnung“ behalten
Laut einer Studie nimmt Gunzenhausen Platz 32 von 413 untersuchten kreisfreien Städten und Landkreises in Punkte Existenzgründung ein, erläuterte Federschmidt in der Stadthalle. Für ihn ist es deshalb sehr wichtig, dass die öffentliche Hand über ihre Wirtschaftsförderungen dieses Thema auch weiterhin „auf der Tagesordnung“ behält.
Der stellvertretende Landrat Robert Westphal betonte, dass für jede Volkswirtschaft die Gründung neuer Unternehmen ein zentraler Punkt sei. Denn so erhalte der Markt frische Impulse, da sich Gründer in der Regel von den bereits bestehenden Unternehmen abheben wollten und müssten. Existenzgründer sind für Westphal deshalb „Innnovations-Antreiber“ und mithin für die Entwicklung des Landkreises besonders wichtig.
Eine Existenzgründung, das betonten alle Grußredner bei der Eröffnung der Veranstaltung, will gut überlegt und im Detail geplant sein. Die öffentliche Hand bietet hier laut Westphal vier Säulen an, die zu einem stabilen Fundament der eigenen Firma verhelfen können. Neben der individuellen Einzelberatung durch die Wirtschaftsförderung nannte er noch die Beratungsstunden der Aktivsenioren, die Existenzgründer-Seminare, die zusammen mit der IHK Ansbach angeboten werden und natürlich die gestrige Veranstaltung.
400.000 neue Betriebe
Bereits seit dem ersten Existenzgründertag 2002 in Bad Windsheim begleitet Klaus Seeger von Radio 8 die Veranstaltung als Moderator. Er ließ das Publikum raten, wieviele Existenzen im vergangenen Jahr wohl in Deutschland wohl gegründet wurden. Mit Schätzung von 3.000 bis 25.000 lagen die Besucher jedoch weit daneben. Tatsächlich wurden 400.000 neue Betriebe aus der Taufe gehoben, ein Drittel von ihnen übrigens von Frauen.
Für die Vizepräsidentin der mittelfränkischen IHK, Erika Gruber, ist es wichtig, dass der Schritt in die Selbstständigkeit sehr sorgfältig abgewogen wird. Dabei gelte es nicht nur, seine finanziellen und geschäftlichen Fähigkeiten genau zu durchleuchten, man müsse sich auch als Person hinterfragen. Denn Durchhaltekraft, Mut zum Risiko und der Wille, viel Zeit zu investieren, müssten unbedingt vorhanden sein.
Das Unternehmerdasein fordere ein hohes Maß an Leidenschaft und durchaus auch ein Quentchen Leidensfähigkeit, legte Gruber den künftigen Gründern ans Herz. Unternehmer „müssen mentale Zündkerzen“ in ihren Betrieben sein, so die Gunzenhäuser Geschäftsfrau.
Joachim Fuoss von der mittelfränkischen Handwerkskammer berät in deren Auftrag seit fünf Jahren angehende Unternehmer. Für sie hat er drei klare Regeln: Wer einen Betrieb gründen will, muss sein Handwerk beherrschen, rechnen und auch reden können. Das Handwerk beherrschen müsste eigentlich klar sein, doch Fuoss geht es hier nicht darum, dass ein Bäcker Semmeln backen kann, sondern ein Bäcker, der sich heute selbstständig macht, muss besonders gute Semmeln anbieten. Rechnen können heißt auch, dass man weiß, was seine Arbeit wirklich wert ist und reden können geht für ihn weit über das fränkische „passt scho“ hinaus.
Neben den vielen Informationen an den Ständen der Aussteller, bot die Veranstaltung auch noch ein umfangreiches Programm. So berichteten ältere Existenzgründer, die sich erfolgreich mit ihrem Unternehmen positioniert haben und frischgebackene Jungunternehmer von ihren Erfahrungen. Des weiteren gab es Vorträge zum Business-Plan und zum Mikrokredit als Finanzierungsinstrument. Nachmittags konnten Existenzengründer in einer Expertenrunde ihre Fragen an den Mann bringen, bevor ein Vortrag über öffentliche Finanzierungsmittel den Tag abrundete.
Drei Mal hintereinander wurde der Existenzgründertag, der vom westmittelfränkischen Gründernetz veranstaltet wird, in Gunzenhausen ausgerichtet. Im kommenden Jahr wird eine Stadt im Landkreis Ansbach Gastgeber sein.
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