Schöne Literatur auf der MS Altmühlsee
31.8.2016, 16:59 UhrDem erwartungsvollen Publikum wurden nicht nur Auszüge spannender Geschichten, sondern auch ein sehr amüsanter Beitrag in Sketchform serviert. Logisch, dass Kapitän Herbert Guthmann im „Unterhaltungsprogramm“ nicht fehlen durfte.
Er ist es auch, der einleitend und „Angst nehmend“ die besonderen Merkmale seines „Luxusliners“ erklärt. Unsinkbar sei das Schiff, allein schon wegen der geringen Wassertiefe von nur drei Metern. Als erfahrener Seemann hat Guthmann selbstverständlich noch mehr zu bieten. Auch die launige Kommunikation mit den Passagieren gehört zu seinem Repertoire, stimmungsvolle Beiträge mit dem Schifferklavier inklusive.
„Der Geschmack des Sommers“ soll mit allen Sinnen inhaliert werden. Dazu gehören eben auch entsprechende Textpassagen aus Romanen von mehr oder weniger bekannten Autoren. Kristy Husz macht den Anfang. Sie widmet sich einer durchaus heiteren Episode aus John Steinbecks bekanntem Werk „Die Straße der Ölsardinen“. Beschrieben wird das Leben und Treiben einfacher Menschen der 1920er- und 1930er-Jahre in der Gegend um Monterey und Salinas in Kalifornien. Im mitunter rauen Milieu der Fischfabriken ziehen „Huren, Hurensöhne, Kuppler, Stromer und Spieler“ ihre Kreise. Steinbeck hatte eine Vorliebe für die Natur und Umwelt, jedoch auch für Existenzen am Rand der Gesellschaft.
Zwischendurch nimmt Geschäftsführer Norbert Metz von der allfra Regionalmarkt Franken die Gelegenheit wahr, um die Qualitäten des heimischen Mosts vorzustellen. „Ein gesundes, frisches und durstlöschendes Getränk“, wie der Referent feststellt. Klar, dass es an Bord auch Kostproben davon gibt.
Vor der romantischen Kulisse des fortschreitenden Sonnenuntergangs inszenieren anschließend Cornelia und Hartmut Röhl im „Wechselspiel“ die Szenen und Eskapaden einer wohl nicht mehr zu rettenden Partnerschaft. Die überforderte „Eheberaterin“ Kristy Husz versucht, den Schwall an gegenseitigen Vorwürfen immer wieder in geordnete Bahnen zu lenken – zunächst vergeblich. Selbst ein verwirrender Rollentausch lässt das Eis nicht brechen. Erst nach und nach beginnt die „Therapie“ Wirkung zu zeigen. Die Erinnerung an positive gemeinsame Erlebnisse von „Valentin und Joanna“ lässt zumindest Hoffnung aufkeimen.
Dieser Abrechnung erster Klasse folgt der „Meister der Absurditäten“. „Stellen Sie sich vor, Sie kommen in ein finnisches Dorf, und keiner mag sie!“ Von den ziemlich heftigen Erlebnissen des eigentlich unbescholtenen Brückenbaumeisters Akseli Jaatinen weiß Peter Schnell zu berichten. Typisch skandinavischer Humor, garniert in exzellenter Sprache von Verfasser Arto Paasilinna.
Als willkommenen Kontrast dazu liest Kristy Husz zum einfühlsamen Finale Albert Camus. Jetzt kann der Sommer in seiner vollen Pracht wieder genossen werden. Zu nächtlicher Stunde erreicht das Schiff den Hafen. Zwar „nur“ die Anlegestelle Schlungenhof, geträumt werden darf allerdings auch am Altmühlsee.
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