Schreiner bewegen sich zwischen Kunst und Gestaltung

15.11.2012, 15:21 Uhr
Schreiner bewegen sich zwischen Kunst und Gestaltung

© Werner Falk

Zum Jubiläum hatte die Meisterschule eine Reihe von Gästen eingeladen, aber der Charakter der Feier war  ein ganz anderer als der herkömmliche. Von den 22 angehenden Meistern hatten sich 19 an der Herstellung eines Projektsstücks beteiligt, drei waren von Direktor Klaus Drotziger und seinem Team der Meisterschule (Stellvertreter Thomas Grad, Seminarbetreuer Stefan Dehm und Abteilungsleiter Rainer Mittermeier) ausgesucht worden, um ihre Projektarbeit genauer vorzustellen. Dazwischen servierten die Schüler der Gastronomie-Klasse Kulinarisches in drei Gängen. Die Redner hielten sich erfreulich kurz, schließlich sind die Handwerker eher Männer der Tat als die Liebhaber vieler Worte.

Wie Drotziger eingangs feststellte, wird die Ausbildung an der Meisterschule mit modernster Technik im Praxis- und im Theoriebereich durchgeführt. Neben neuesten CNC-Maschinen, Formatkreissägen und Trocknungsanlagen im praktischen Unterricht, arbeiten die Meisterschüler mit praxisnahen EDV-Programmen im Bereich Projektplanung, CAD-Zeichnen und Maschinensteuerung. Natürlich wird auch die Ausbildung in den gängigen Officeprogrammen ausgiebig geübt. Neben einem eigenen Schulungsraum nur für die Meister, in dem die Schüler mittels eines WLAN-Netzes direkten Zugang zum Schulnetz erhalten, steht den angehenden Meistern auch ein eigener EDV-Raum zur Verfügung.  In Gunzenhausen absolvieren die 20 Junghandwerker drei Semester in Vollzeit, um danach vor den regionalen Kammern ihre Meisterprüfung abzulegen.

Die Meisterschule hat, so Drotziger,  zwei Väter: den heutigen Ehrenpräsidenten (und langjährigen Landesinnungsmeister Rudolf Arlt sowie Heinrich Schönbuchner, den früheren Chef der Berufsschule).  Ein dritter kommt nach Ansicht von Landrat Gerhard Wägemann noch dazu, denn der seinerzeitigen Wissenschaftsstaatssekretär Rudolf Klinger aus Pleinfeld hat auf der politischen Schiene Geburtshilfe geleistet. Um im Sprachgebrauch zu bleiben, stellte Drotziger den langjährigen Markt Berolzheimer Fachlehrer Hans Endt als „Amme“ der Schule vor.

Dass die oberste Spitze des bayerischen Handwerks die Einrichtung einer zusätzlichen Meisterschule in Gunzenhausen anfangs gar nicht so gerne gesehen hat, das brachte Landrat Gerhard Wägemann in Erinnerung. Sie hätten es als nicht so gut empfunden, dass sich der Staat in die Fachschulausbildung einmische.  Fünf Jahre nach der Gründung habe der Freistaat die Kosten für das Personal übernommen, die Sachkosten trage weiterhin der Landkreis. Der Landkreischef versprach: „Wir wollen im Berufsbildungsbereich stark aufgestellt bleiben.“  Er äußerte die Erwartung, dass die Meisterschule auch künftig genügend Schüler finden wird, damit ihr Bestand gesichert werden kann.

Als einen wichtigen Faktor für die Stadt und ihre Zukunftsfähigkeit sieht Bürgermeister Joachim Federschmidt die Meisterschule der Schreiner. Er ermunterte die angehenden Meister, in den Betrieben über die Interessen der eigenen Firma hinaus zu schauen und sich zu engagieren.

„Das bayerische Handwerk steht mit aller Kraft hinter der dualen Ausbildung“, sagte Konrad Steininger, der Präsident des  Bundesverbands der Tischler in Deutschland. Ganz entschieden wandte sich der Dingolfinger Präsident des Bayerischen Schreinerverbands gegen eine „Meisterprüfung light“ in Deutschland. Er freute sich übrigens riesig, in Rudolf Arlt einen „alten Kämpfer“ des bayerischen Schreinerhandwerks wiederzusehen.

Michael Görs, der leitende Regierungsschuldirektor, zitierte den Hertie-Gründer: „Qualität bedeutet, dass der Kunde und nicht die Ware zurück kommt.“ Er rühmte die fachliche Kompetenz der Schule, aus der die Besten ihres Fachs kämen. Sein Sonderlob galt den jungen Schreinern: „Sie zeichnen sich durch Kreativität aus, denn bei vielen Meisterstücken ist kaum noch ein Trennungsstrich zwischen Kunst und Gestaltung zu ziehen.“ Die Ausbildung auf einem hohen Niveau sei schließlich das Markenzeichen der Meisterschule.

Nach Ansicht von Friedrich Wiedmann, dem Innungsobermeister Mittefranken-West, steht in Gunzenhausen einer der bestausgestattetsten Werkstätten in Bayern, das Lehrpersonal sei gut motiviert. Er ging auf die Veränderungen in der Berufswelt des Schreiners ein und meinte: „CNC ist heute eine Selbstverständlichkeit in unserem Produktionsalltag.“ Und: „Die individuelle Leistung ist unsere Stärke!“

Heinrich Mosler, der Präsident der Handwerkskammer Mittelfranken, erkannte der Meisterschule „einen ausgezeichneten Ruf“ zu. Er war in Begleitung des stellvertretenden Kreishandwerksmeisters Hermann Grilllenberger (Oberasbach) gekommen. Auch Erika Gruber, die Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer für Mittelfranken, fand anerkennende Worte. Weitere Gäste waren  Erich Baumann von der Münchner Meisterschule, Gerhard Durst von der Agentur für Arbeit und Innungsobermeister Reinhard Siegert von Mittelfranken-Süd.

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