Sedimente aus Altmühlsee landen in künstlichen Becken
6.6.2015, 07:00 UhrVon der B466 gut durch eine dichte Hecke abgeschirmt, ließ das Wasserwirtschaftsamt auf Höhe des McDonald‘s-Restaurants in den letzten drei Wochen auf rund 25000 Quadratmetern viele hundert Lkw-Ladungen Erde abtragen. Demnächst werden etwa 2,50 Meter hohe Dämme errichtet, die zwei Becken mit insgesamt etwa 10000 Quadratmetern Fläche einrahmen – und die sich schon ab September mit rund 25 Millionen Litern schmutzig-brauner Brühe füllen sollen: Sedimet, das aus dem Altmühlsee gebaggert und über eine zwei Kilometer lange, 30 Zentimeter starke Leitung hierher gepumpt werden wird.
„Über die Jahre haben sich im Altmühlsee rund 600000 Kubikmeter Sediment abgelagert“, sagt Arndt Bock, der Leiter der Ansbacher Behörde.Alle fünf Jahre wird gemessen, wie viel davon auf dem Grund des Sees liegt – und 2014 zeigte sich, dass man etwas unternehmen muss. Geruchsbelästigungen befürchtet Diplom-Ingenieur Bock dabei nicht, hat das Projekt doch neben einem wasserrechtlichen auch ein emissionsrechtliches Verfahren erfolgreich durchlaufen.
Für das Material, das durch die Altmühl in den See eingebracht und jetzt ausgebaggert werden soll, verwenden er und seine Mitarbeiter deshalb auch nur sehr ungern das Wort „Schlamm“, denn das, so Bock, „erinnert einfach zu sehr an Klärschlamm“ und wecke unangenehme und falsche Assoziationen. Vielmehr enthalte das Sediment reichlich Stickstoff und Phosphor und sei für die Bodendüngung gut geeignet.
Deshalb werde man es, nach eingehender Prüfung auf Schwermetalle, Landwirten zur – vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten kontrollierten – Ausbringung auf die Felder anbieten. Bock: „Damit haben wir, etwa am Hahnenkammsee, bereits gute Erfahrungen gemacht.“ Was dann noch übrig bleibe, könne beispielsweise zur Rekultivierung von Bauschuttdeponien verwendet werden.
Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz jedenfalls ist „sehr daran gelegen, dass wir die Schlammabsaugung jetzt angehen“. Er rechnet damit, dass es sich dabei um ein langfristiges Projekt handelt, das das Wasserwirtschaftsamt, das jährlich etwa 25000 bis 3000 Kubikmeter in die Sedimentbecken leiten will, durchaus auch in zehn bis zwanzig Jahren noch beschäftigen wird: „Man wird sehen, wie lange es dann letztendlich dauert.“
Für den Rathauschef, dem ein florierendes Urlaubsgeschäft naturgemäß am Herzen liegt, hat das Vorhaben, das langfristig die Verlandung des Altmühlsees verhindert, noch einen angenehmen Nebeneffekt: Es hilft mit, die Wasserqualität zu verbessern und so das Algenwachstum zu bremsen. Allerdings, so der Experte Arndt Bock, dürfe man den Effekt auch nicht überschätzen, denn: „Der Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft ist nach wie vor der größte Brocken“, da müsse man „weiter dranbleiben. Die Baggerei ist in dieser Hinsicht nur ein kleines Rädchen.“
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