"Tag des Brotes" als Anstoß für mehr bewusste Ernährung
6.5.2014, 11:00 UhrSo wie Frankreich für jeden Tag einen anderen Käse anbieten könne, rühme sich Deutschland der Vielfalt seiner Brotsorten. Dabei werde aber häufig übersehen, dass bei oftmals gleicher Mehlsorte lediglich eine Namensvielfalt entstehe oder eine Einfärbung bzw. ein Bestreuen mit Körnern ein rustikales Vollkornbrot vortäuschen solle. "Und wenn gar ein großer Teil der hierzulande angebotenen Laugenbrezeln täglich tiefgefroren am Münchener Flughafen ankommt, um dann bayernweit verteilt und als backfrische Ware angeboten wird, ist eigentlich ein kritisches Hinterfragen bei den Verbrauchern und Verbraucherinnen angesagt," mahnt Dieter Popp (Haundorf), Sprecher der Slow Food-Gruppe Altmühlfranken. Er fordert dazu auf, den täglichen Bäckereibesuch zu einer Demonstration des Kunden-Selbstbewusstseins zu nutzen. Die ehrlichen handwerklichen Bäckereibetriebe seien dankbar, wenn ihre Kunden solche Fragen stellen. Sie hofften aber, dass die so informierten Verbraucher dieses Wissen dann auch konkret umsetzen und aktiv weitergeben.
Jährlich sinke die Anzahl der noch selbst handwerklich arbeitenden Bäckereibetriebe in rasantem Tempo. Leider ließen sich eben immer mehr Verbraucher von den billigen Angeboten mit dem Backfrische versprechenden Duft der wie Pilze aus dem Boden schießenden "Back-Shops" mit ihren Aufbackautomaten verführen. Dass dabei Qualität und echte Backfrische auf der Strecke blieben, dass die so erzielten Umsätze zu Steuerabfluss in meist weit entfernt liegende Regionen führten und damit natürlich auch hier keine qualifizierten Ausbildungs- und Arbeitsplätze mehr angeboten werden könnten, werde vielfach nicht bedacht oder gar billigend in Kauf genommen. Popp: "Es verbleiben der Region durch diese Konsumenten-Gleichgültigkeit dann natürlich auch nur die Billiglohn-Jobs der Aufback-Filialen."
Um Altmühlfranken als perspektivische Zukunftsregion zu vermitteln, brauche man auch hier ein Umdenken bei den Verbrauchern. Zum Beispiel stelle die Initiative "HandwerkErLeben Altmühlfranken" eine solche Initiative dar, empfiehlt Dieter Popp.
Alexander Herzog, engagierter Handwerksbäcker aus Altmühlfranken, sieht aber mit Sorge, dass immer noch zu viele Verbraucher nur auf optische Signale setzen. Eine kleinere, mit Qualitätsmehl gebackene und vollwertige Semmel werde oft verschmäht, wenn sich im Angebot auch die großen und mit viel Luft gefüllten Semmeln befinden, die nur von ihrer Größe her beurteilt würden. Herzog: "Wir wünschen uns mehr Kunden, die statt nach der Semmel-Größe vielmehr nach dem Backverfahren fragen oder auch kritisch die ihnen nicht nachvollziehbaren Preisen hinterfragen. Nur auf diese Weise haben wir handwerklich arbeitenden Bäcker die Möglichkeit, die Kunden über die Hintergründe des Geschmacks, des Herstellungsprozesses und der Preisbildung zu informieren."
Backmischungen, Körner- und Gewürzvormischungen seien zunehmend bei verantwortungsvoll und handwerklich arbeitenden Bäckern tabu. Bei ihnen gelte das Bäcker-Reinheitsgebot, dass in schmackhaftes Brot-und in Backwaren nur Mehl, Wasser und Salz gehören. Gewürze und Körner würden daher auch mit eigener Rezeptur selbst gemischt. Und dabei sei es selbstverständlich, dass es sich zum Beispiel beim Mehl um Produkte handelt, die aus regionalen Mühlen stammen, die ihrerseits auf die Qualität ihrer anliefernden Bauern beim Getreide setzen. Slow Food Altmühlfranken sei sich sicher, dass hier der Schlüssel des Erfolgs guter Produkte liege, betont Dieter Popp.
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