Hochwasser-Pegel in Bayern steigen weiter

2.6.2013, 12:48 Uhr
Hochwasser-Pegel in Bayern steigen weiter

© dpa

Tagelanger Dauerregen und anschwellende Flusspegel überfordern zusehends die Einsatzkräfte in Passau und Rosenheim. Beide Städte haben am Sonntag Katastrophenalarm ausgerufen. In Passau rechnen die Einsatzkräfte damit, dass der Pegelstand der Donau bis zum Abend auf etwa 10,50 Meter steigt. Auch der Inn bereite zunehmend Probleme und schwelle stark an. Neben Teilen der Altstadt sind auch die Bundesstraßen 388 und 12 überspült, viele Häuser in Passau sind nur noch über Stege erreichbar. Die Stadt hat um Unterstützung der Bundeswehr gebeten.

 Auch im oberbayerischen Rosenheim wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Speziell die Mangfall bereite Probleme, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. «Die Pegelstände dürften in den Bereich eines hundertjährigen Hochwassers und möglicherweise darüber ansteigen», so die Befürchtung. Nach derzeitiger Einschätzung seien die Deiche im Rosenheimer Stadtgebiet selbst den Belastungen durch die zunehmenden Wassermengen in Mangfall und Inn gewachsen. Die Behörden sorgen sich um jene Stellen, wo der verbesserte Hochwasserschutz noch nicht durchgängig fertiggestellt ist. Am Sontagnachmittag wollte sich das Kabinett mit Ministerpräsident Horst Seehofer in München zu einem Krisengespräch treffen.

Nachdem sich die Lage in Oberbayern am Samstag kurzzeitig entspannt hatte, habe sie sich mit dem einsetzenden Starkregen am Nachmittag spürbar verschärft. Wie die Polizei in Rosenheim mitteilte, würden seither unablässig Notrufe in der Einsatzzentrale eingehen. Neben vollgelaufenen Kellern beschäftigen vor allem überflutete Straßen und Erdrutsche die Einsatzkräfte. Im Berchtesgadener Land mussten am frühen Sonntagmorgen drei landwirtschaftliche Anwesen evakuiert werden. Am Vormittag wurde zudem damit begonnen, Teile des Ortes Marquartstein zu räumen.

Auch im oberpfälzischen Regensburg steigt der Wasserstand der Donau noch an. So dramatisch wie in Passau ist die Lage laut Aussage eines Polizeisprechers jedoch noch nicht. In Oberbayern sind die Rettungskräfte vor allem im südöstlichen Bereich im Dauereinsatz. «Besonders schlimm ist es rund um Rosenheim und in Richtung Osten», teilte die Polizei in Rosenheim mit. «Straßen sind überflutet, Keller laufen voll, und zum Teil müssen wir schon evakuieren.»

Dagegen scheint sich die Situation in Franken und im Allgäu ein wenig zu beruhigen, zumindest steigen die Pegelstände derzeit nicht, hieß es in den zuständigen Polizeipräsidien am Sonntagmorgen. Trotzdem seien die Einsatzkräfte voll beschäftigt.

Bereits am Samstag wandte sich Finanzminister Markus Söder (CSU) mit einem Versprechen an die Hochwasseropfer. Der Freistaat bereite finanzielle Hilfsmaßnahmen wie steuerliche Erleichterungen und direkte Finanzhilfen vor. Diese Hilfsmaßnahmen gelten sowohl für Privatleute als auch für Landwirte und Unternehmen.

Am Samstagnachmittag besuchte Umweltminister Marcel Huber (CSU) das Kloster Weltenburg bei Kelheim, um sich einen Eindruck von der Lage vor Ort zu machen. Einsatzkräfte errichteten rund um das Kloster einen mobilen Schutzwall, um das Wasser von den historischen Gebäuden fernzuhalten. Am Sonntag wollte sich Huber dann aus der Luft über die Hochwasserlage im Freistaat informieren. Er kündigte an, per Hubschrauber über Südbayern zu fliegen.

 

Festivals und Konzerte wurden teilweise abgesagt

In Regensburg war die Lage am Samstag noch „relativ entspannt“, wie ein Polizeisprecher sagte. Es wurden jedoch steigende Pegelstände erwartet. Zwei Straßen in Donaunähe seien gefährdet, dort wurden Autos abgeschleppt. Dauerregen und Kälte machen auch Bayerns Bauern schwer zu schaffen. „Das war ein grottenschlechter Mai“ klagte Hermann Greif, Vorsitzender des Pflanzenbau-Ausschusses beim Bayerischen Bauernverband im dpa-Gespräch.

 Die Landwirte könnten ihre nassen, aufgeweichten Wiesen nicht mähen und somit kein Futter für Rinder und Kühe einholen. Kartoffeln drohten im nassen Boden zu verfaulen und der Mais wachse nicht mehr. Spargelbauern hätten bis zu 60 Prozent Ernteausfall, Erdbeerbauern gehe es nicht besser. „Die Pflanzen brauchen jetzt dringend Sonne.“

Hart traf es auch die Kulturszene: Das bis Sonntag geplante Africa-Festival auf den Mainwiesen in Würzburg wurde wegen des Hochwassers vorzeitig abgebrochen, die Konzerte wurden teilweise verlegt. In Aschheim bei München sagte ein Möbelhaus ein für Sonntag geplantes Benefiz-Open-Air-Konzert mit Peter Maffay ab; es soll am 30. Juni auf dem Gelände des Einrichtungshauses nachgeholt werden.

 

 

 

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