1000 Arbeiter auf den adidas-Baustellen
29.3.2017, 08:56 UhrChristian Dzieia sitzt in einem Besprechungszimmer in dem Container. "Es geht gut voran", sagt der Mann, der die Leitung für das Gesamtprojekt innehat und mit acht weiteren adidas-Mitarbeitern das Projekt stemmt. "In der Spitze werden 1000 Bauleute auf den Baustellen tätig sein."
Die Treppe im Container hinauf führt zu einer Aussichtsplattform, und der Blick geht nach Süden. "Wir wachsen runter Richtung Outlet", erklärt Dzieia. Bis vor wenigen Monaten war dies Brachfläche. Jetzt sieht man Baustraßen, Fundamente, Beton, Stahl, Kräne, Bagger, Raupen, Bauarbeiter.
Eine Lücke wird geschlossen. Aber was für eine. Gigantische Bauten entstehen. Genaue Kosten nennt adidas nicht, aber wenn alles fertig ist, wird das Unternehmen seit der Entscheidung in den 90er Jahren, von der Innenstadt in den Stadtnorden umzuziehen, rund eine Milliarde Euro investiert haben.
Und nun wird am nächsten Höhepunkt gearbeitet. Denn das Bürogebäude "Laces" war 2011 der bis dato letzte von vielen Meilensteinen gewesen. Jetzt bekommt "Laces" Konkurrenz aus dem eigenen Haus.
Schwebend auf Stützen
Unter anderem durch "Arena", einem Bürogebäude für über 2000 Mitarbeiter. Es entsteht auf einer Fläche von rund zwei Fußballfeldern. Von außen sieht man bereits die massiven Versorgungs- und Aufzugsschächte aus Beton. Doch das eigentlich Spannende liegt noch am Boden. Derzeit wird eine gigantische Stahlkonstruktion zusammengebaut. 138 grüne Abstandshalter sorgen für eine exakt waagrechte Ausrichtung. Das Stahlgeflecht ist der Rahmen für das erste Stockwerk der "Arena". "Im Sommer werden wir es mit 38 Pressen nach oben heben, es liegen dann 14 Meter vom Haupteingang bis zur unteren Decke." Gehalten wird der spektakuläre Bau von 19 Stützen, aber die Anmutung dürfte sein: Das Gebäude schwebt. Die Firma Züblin hat die Aufgabe übernommen, dieses komplexe Gebäude zu errichten.
Auch wenn Computergraphiken immer realitätsnäher werden, so richtig wird man das wohl erst erleben können, wenn man vor oder in dem fertigen Gebäude steht. Oder auf der 14 Meter hohen Treppe im Zentrum des Gebäudes läuft. "Wenn man die täglich zwei Mal rauf und runter läuft, verbraucht man pro Jahr so viel Energie wie bei zwei Marathonläufen", hat Projektleiter Christian Dzieia ausgerechnet. Vielleicht eine weitere Motivation für adidas-Mitarbeiter, künftig in der "Arena" arbeiten zu wollen. In den Plänen von "behnisch architekten" sind zum Glück aber auch Aufzüge vorgesehen.
Nur ein paar Meter neben der "Arena" entsteht "HalfTime", vom Architekturbüro COBE geplant als Event- und Restaurantgebäude. 2000 Essen können dort am Tag ausgegeben werden, ein Veranstaltungsraum für 600 Menschen entsteht. Die Firma Max Bögl ist mit dem Rohbau beschäftigt, gearbeitet wird unter anderem mit Fertigteilen mit innen liegender Dämmung. Trotz viel Beton – auch "HalfTime" wird sich als lichtdurchflutetes Gebäude präsentieren.
Es geht um Architektur, aber nicht um ihrer selbst Willen. "Bei beiden Gebäuden erreichen wir die Goldstufe beim LEED-Standard", freut sich Christian Dzieia. LEED bedeutet "Leadership in Energy and Environmental Design", also "Führerschaft in energie- und umweltgerechter Planung".
Außerdem: "Arena und HalfTime haben nicht gewonnen, weil sie toll aussehen, sondern weil sie für die Mitarbeiter funktionieren", betont Dzieia. Hohe Arbeitsplatzqualität, viele Treffpunkte, eine attraktive Außengestaltung mit See – "Architektenpreise liegen irgendwann in einer Kiste, ein Erfolg ist es dann, wenn sich die Mitarbeiter wohlfühlen und optimale Arbeitsbedingungen haben."
Christian Dzieia weiß, dass "ereignisreiche zwei Jahre folgen". Aber ab Ende 2018 eröffnen schrittweise die neuen Abschnitte des Campus, und die letzten adidas-Mitarbeiter ziehen aus der Innenstadt zur Herzo Base um.
Ach übrigens: Es wird nebenher noch ein drittes Gebäude hochgezogen – ein fünfgeschossiges Parkhaus für Autos und Fahrräder, mit Duschen und Umkleiden.
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