Adelsdorf will dem Gestank den Garaus machen
21.8.2014, 16:15 UhrEs stinkt. Nach Knoblauch, vergammeltem Gemüse oder abgestandenem Fäkalschlamm. Hildegard Flessner rümpft die Nase. „Ständig kommt der Gestank von der Kläranlage zu uns herüber — das geht schon seit zwei Jahren so“, sagt sie. Jetzt hatten die Adelsdorferin und ihr Mann Manfred genug. Sie haben spontan mit Eckehard Götz eine Interessengemeinschaft „Geruchsbelästigung“ gegründet, 72 Unterschriften gesammelt und sich an die Gemeinde gewandt.
Ihre Forderung: Die Anwohner — der harte Kern der Interessengemeinschaft wohnt am Frankenring — wollen Antworten darauf, warum es seit etwa zwei Jahren immer wieder ekelhaft stinkt und was die Gemeinde dagegen machen kann. Das hat sich Bürgermeister Karsten Fischkal zu Herzen genommen und kurzerhand einen Ortstermin organisiert. Geladen waren: Gemeinderäte, Klärmeister Markus Steger und die Fraktion „Geruchsbelästigung“. Ein Experte durfte natürlich auch nicht fehlen: Professor Doktor Jürgen Schatz, Leiter des chemischen Instituts in Erlangen, wohnhaft in Adelsdorf.
Diese Truppe traf sich also am Dienstagabend, um die Kläranlage zu besichtigen und die Ursachen des Gestanks zu analysieren. Die erste Station: Das Becken, in dem das Abwasser der Haushalte und auch das Knoblauchwasser eines hiesigen Feinkosthändlers ankommt. Früher war eine Abdeckung über diesem Becken, doch die gibt es seit zwei, drei Jahren nicht mehr — naheliegend also, dass die Anwohner darin eine Ursache für den Fäkal- und Knoblauchgeruch sehen. Bei dem Ortstermin stellte sich jedoch heraus: Es stinkt nicht wegen der fehlenden Abdeckung. Der Gestank entsteht erst viel später, und zwar im offenen Klärschlammbecken.
Eine braune Masse blubbert darin, Unmengen von Fliegen surren herum, der Gestank ist bestialisch. Vor allem, wenn der Klärschlamm in diesem Becken aufgerührt wird, entsteht hier übelriechendes Methangas, das bei Nordwind Richtung Adelsdorf weht.
„Der Gestank muss jetzt weg“, findet Hildegard Flessner. Doch so einfach ist es nicht. Zwar könnte die Gemeinde jetzt schnell für 500 000 Euro eine Abdeckung über das Becken bauen. Doch in den Augen des Bürgermeisters wäre das nicht mehr als ein „Schildbürgerstreich“. Eine solche Abdeckung wäre teuer, der Klärschlamm würde lediglich verbrannt.
Die bessere Lösung ist seines Erachtens: eine sogenannte Hochlastfaulungsanlage zu bauen. Darin wäre der Klärschlamm nicht nur verräumt, sondern könnte auch noch energiegewinnend verbrannt werden. Dabei könnte die Gemeinde soviel Strom erzeugen, dass sie jährlich bis zu 90 000 Euro Stromkosten einspart, rechnet zumindest der Kämmerer Christian Jakobs vor. Doch auch diese Anlage ist nicht ganz billig: 2,3 Millionen Euro kostet der Bau.
Ein Kredit ist bislang nicht bewilligt. Das Projekt steckt in den Kinderschuhen und muss noch geplant, vom Gemeinderat abgesegnet und vom Wasserwirtschaftsamt genehmigt werden. Diese Lösung klingt in den Ohren von Eckehard Götz, Sprecher der Interessengemeinschaft „Geruchsbelästigung“, zwar nicht gerade wie Musik. Aber: „Wenn wir jetzt drei weitere Jahre unter dem Geruch leiden und es dann erst besser wird, dann ist das eben so“, lautet seine ernüchternde Einschätzung.
Anlage für 2,3 Millionen Euro
Immerhin findet er es positiv, dass die Gemeinde sich nun um die Angelegenheit kümmern will. Doch auch für ihn gilt: Kontrolle ist besser als Vertrauen. Um zu überprüfen, ob das Vorhaben wirklich in die Gänge kommt, wollen er und seine Mitstreiter künftig die Gemeinderatssitzungen besuchen und lauschen, ob etwas vorwärts geht. Zumindest Chemieprofessor Jürgen Schatz findet: „Eine solche Anlage ist die beste Lösung.“ Nicht nur aus betriebswirtschaftlicher, sondern auch aus energetischer Sicht. Der Gestank wird seiner Aussage danach „signifikant reduziert“. Was aber nichts daran ändert, dass eine Kläranlage eben nie richtig gut riechen wird.
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