Auf geniale Weise „Gsucht und Gfunna“
26.1.2015, 09:00 UhrHEMHOFEN —„Gsucht und Gfunna“ haben sich drei perfekte Ton- und Sprachkünstler, die sich stimmig in Musik und Texten ergänzen. „Gsucht und Gfunna“ haben sich drei Franken, die die fränkische Sprache in Reinkultur verwenden. Helmut Haberkamm liest bei dem Auftritt eigene Texte und die Musiker singen diese zu Rock- und Bluesrhythmen.
Es ist erstaunlich, mit welch sprachlicher Gewandtheit Haberkamm alltägliche Vorgänge in fränkischer Prosa zu formulieren versteht. Noch erstaunlicher sind seine Gedichte, die neben dem sprachlichen Geschick auch formal ästhetischen Ansprüchen Stand halten. Wenn diese Texte dann von Musikern intoniert werden, die instrumental und stimmlich auf höchstem Niveau agieren, dann macht das Zuhören richtig Spaß. Lieder von Eric Clapton, Janis Joplin, Billy Joel, Bob Dylan und anderen amerikanischen Sängern unterlegt Haberkamm mit seiner fränkischen Mundart. Wittkopp und Unbehauen singen und spielen dies dann in einer Manier, die den Rhythmus der Songs sofort auf das Publikum überspringen lässt.
„Gsucht und Gfunna“ haben sich dabei die englische und die fränkische Sprache, wie es der Nürnberger Künstler Günther Stössel in seinem Grundlagenwerk „Närmberch english spoken“ bereits literarisch verewigt hat.
Was das Trio auf der Bühne umsetzt, ist schön — und witzig. Tiefe Wahrheiten werden pointiert ausgesprochen, sind aber nie bitter, sondern bringen einen zum Schmunzeln oder Lachen. Sprachbilder wie „mit den Augen Gassi gehen“, „Bilanz-Rendite-Gockel“ oder im „Solarium bleiben, bis man schwarz wird“ sind geistreich, originell und kein Einzelfall, sondern beherrschen alle Sprachkreationen. Lehrreich sind die Texte ebenfalls, manchmal ganz bewusst so tituliert wie in den „Drei Lektionen fürs Leben“, meist aber unterschwellig im Gesprochenen oder Gesungenen gegenwärtig. „Gsucht und Gfunna“ haben sich auch die Melancholie der fränkischen Seele und die des Blues sowie der bisweilen jähe fränkische Zorn mit harten Rockrhythmen. Bei dem Lied „Heut’ Nacht“ kommt dies im Marschrhythmus zur Geltung.
Stimmlich eine Wucht
Wittkopp an Gitarre und Schlagzeug ist dabei sowohl körperlich als auch stimmlich eine Wucht. Bei ihm weiß man, was „Bühnenpräsenz“ bedeutet. Arne Unbehauen, der nicht umsonst „Mr. Fingers“ genannt wird, brilliert am Keyboard. Zusammen lassen sie einen fast vergessen, dass keine komplette Band auf der Bühne steht. Gut, dass sie sich „Gsucht und Gfunna“ haben.
„Gsucht und Gfunna“ haben sich auch die drei Künstler und das Publikum in der restlos ausverkauften Hemhofener Mehrzweckhalle: Man zählte immerhin 230 Besucher. Die konnten von Literatur und Musik gar nicht genug bekommen und ohne Zugabe ließ es die Künstler nicht von der Bühne. Die wiederum fanden die Zuschauer ganz toll und versprachen mit der gesamten Band wieder zu kommen.
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