Besuch in der Eiszeit
3.6.2014, 09:00 UhrAuch in diesem Jahr, und zwar am heutigen Dienstag, wird sich wieder eine 15-köpfige Schülergruppe des Gymnasiums auf den Weg machen, um eine Woche lang das russische Schulleben kennen zu lernen. Und acht Tage später wird mit 40 Höchstadtern die größte Gruppe, die je in die Partnerstadt reiste unter Leitung von Sibylle Menzel Krasnogorsk und seine Umgebung touristisch erkunden.
Sanktionen
Die beiden Besuche stehen auf den ersten Blick unter einem etwas ungünstigen Stern, denn zwischen Moskau und dem Westen, also auch Deutschland, herrscht, ausgelöst durch die Krise in der Ukraine, zumindest auf höchster politischer Ebene momentan Eiszeit, die sich auch in Sanktionen seitens der EU niederschlägt.
„Auf unsere kulturellen Begegnungen wird das derzeit raue Klima aber keine Auswirkungen haben“, versichern Sibylle Menzel und Klaus Strienz. Der inzwischen pensionierte Lehrer unterrichtet zwar nicht mehr am Höchstadter Gymnasium, aufgrund seiner jahrelangen Erfahrungen mit dem Russlandaustausch wird er aber den neuen „Chef de Mission“, David Geiger, begleiten und unterstützen. Und während Strienz in der Vorbereitungsphase der Reise von keinen Bedenken auf Deutscher Seite gehört hat, musste die Vorsitzende des Höchstadter Partnervereins bei ihren Reiseteilnehmern zumindest etwas Überzeugungsarbeit leisten.
Anfangs Bedenken
Es seien durchaus Bedenken wegen der unsicheren Lage laut geworden, gibt Sibylle Menzel zu. Sogar die Frage, ob man die Fahrt nicht lieber absagen sollte, wurde gestellt. „Ich hoffe, ich konnte die Bedenken ausräumen“ sagt die anerkannte Russland-Expertin, die Ende April für die Fahrt eigens einen Informationsabend eingerichtet und dazu sogar die frühere Landtagsabgeordnete Christa Matschl eingeladen hatte. Sie ist derzeit in einem Gremium tätig, das eine engere Zusammenarbeit mit einer Stadt in Sibirien und der Uni Erlangen/Nürnberg vorbereitet tätig, war erst kürzlich in Russland und konnte aufgrund ihrer aktuellen Erfahrungen Entwarnung geben.
Obwohl kaum Sanktionen seitens der Russischen Behörden zu erwarten sind, an der Ukraine-Krise und der Meinung der Russen darüber werden die Besucher der Partnerstadt aber wohl kaum vorbeikommen.
„Die Russen sind in der überwiegenden Mehrheit pro Putin“, unterstreicht Klaus Strienz, der die Lage in dem Land dank seiner vielen und ständigen Kontakte ziemlich genau einschätzen kann.
In den Mails und die Briefe, die er bekommt, gebe es zwar auch kritische Stimmen, die meisten würden aber, getragen von der sehr nationalistisch geprägten Stimmung im Land die Politik ihres Präsidenten unterstützen. Das, so Strienz, sei in Krasnogorsk nicht anders als im übrigen Land und liege zu einem großen Teil auch an der einseitigen Information durch die russischen Medien, speziell des allgegenwärtigen linientreuen Staatsfernsehens.
Mit den Deutschen, so Strienz weiter, hätten die Russen aber ohnehin keine Probleme, obwohl die Schrecken des letzten Weltkrieges in dem Land noch wesentlich präsenter sind als im Westen Europas. Aus heutiger russischer Sicht waren dafür aber nicht die Deutschen, sondern die Faschisten verantwortlich, die im heutigen Russland ohnehin das Feindbild Nummer eins sind. Auch die Eskalation in der Ukraine wird bekanntlich „den Faschisten“ zugeschrieben.
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