Da ist ein Kraut gewachsen
03.12.2011, 16:00 Uhr
Im Kräuterladen geht es geschäftig zu: Die Weihnachtsvorbereitungen sind im vollen Gange. Mitarbeiterinnen füllen Tee ab, packen Geschenkkörbe mit Essig, Öl, Gewürzen oder Körpercremes, das meiste aus der Region. Im Verkaufsraum wuselt Besitzer Heinrich Fuchs zwischen den vielen prall gefüllten Regalen umher.
Nächstes Jahr feiert sein Unternehmen 50-jähriges Jubiläum. Ganz klein hatte alles angefangen: Anna Fuchs, die Mutter von Heinrich Fuchs, machte sich schon ab 1928 als Kräuterfrau auf den Weg, um in München ihre Ware an den bayerischen Hauptstädter zu bekommen. Im Krieg musste sie ihre fünf Kinder alleine durchbringen. Fuchsen Heiner half auch mit: „Ich hatte immer einen Lederbeutel dabei, um Kräuter wie Schafgarbe oder Kamille zu sammeln.“
Mit dem Fahrrad ging es dann in die Umgebung, um Hustentees und Kräuter zu verkaufen. Eigentlich wollte er Frisör werden. „Da dachte ich, muss ich nicht so hart arbeiten und kann mit den Leuten plaudern“, erzählt Fuchs schmunzelnd. Stattdessen trat er in die Fußstapfen seiner Mutter.
Schnell ging es mit dem Geschäft bergauf. Anfangs rieben noch Schuljungen im Schuppen den Kren per Hand, ab 1957 tat diese Arbeit eine Maschine wesentlich schneller. 20 Jahre später kam eine Abfüllstraße hinzu, die die Gläser füllt, mit Deckel versieht und etikettiert. Neun Mitarbeiter hat der Fuchs’sche Betrieb. Zu Glanzzeiten waren außerdem bis zu 120 Kräuterweiblein und -männer in Stuttgart, Augsburg, München und Nürnberg unterwegs. Sie gingen mit großen Körben auf dem Rücken von Haus zu Haus und verkauften ihre Waren, vor allem Kren aus der Region.
Voriges Jahr ist die letzte Röttenbacher Kräuterfrau in München in den Ruhestand gegangen, verabschiedet von Oberbürgermeister Christian Ude. Auch der Fuchsen Heiner klingelte jahrzehntelang an Türen und hatte für so manche Sorgen ein Mittelchen parat. „Leuten zu helfen ist ein innerer Drang“, sagt Fuchs. Doch nicht nur Tees und Salben empfahl der Kräutermann. Wenn ein Kind viel schrie oder die Kundin über Schmerzen klagte, ging er mit der Rute umher und machte Wasseradern ausfindig.
Sein Sohn Paul ist zwischenzeitlich Juniorchef. Doch ans Aufhören will Fuchs trotz seines 70. Geburtstags nicht denken: „Ich mache solange weiter, wie es geht.“ Und ans Arbeiten wird am Samstag nicht gedacht: In der Halle, zwischen Gewürzen und Krenwaschmaschinen wird gefeiert und der Fuchsen Heiner greift selbst zum Akkordeon.
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