Fleißige Bienen sind in milden Wintern im Dauerstress
28.1.2016, 16:22 UhrDer Urlaub ist gestrichen in diesem Jahr. Die zehn Bienenvölker, die Hannes Neumeier betreut, haben sich keine Pause gegönnt. „Im Dezember und Januar halten sie eigentlich Ruhe und brüten nicht“, sagt der Imker. Weil es diesen Winter aber wieder ungewöhnlich warm war, hatten die fleißigen Insekten dauernd Stress.
Und in den letzten Tagen haben die Temperaturen auch noch acht bis zehn Grad erreicht. Das bedeutet für die Bienen: ausfliegen. Auch Imker Erwin Hutter, ebenfalls aus Höchstadt, hat schon Bienen beim Ausflug beobachtet. Sie gehen auf die Suche nach Blüten. Und sie werden schon fündig. Winterlinge recken ihre gelben Köpfe empor, auch Haselsträucher haben Frühlingsgefühle, Christrosen oder Schneeglöckchen.
Das ist schön, „aber nicht in unserem Sinne“, sagt Hannes Neumeier. Normalerweise nämlich werden die Bienen erst Mitte Februar wieder aktiv und beginnen mit der Brut. „Es ist jetzt schon klar: Sie haben dieses Jahr einen erhöhten Futterverbrauch.“
Kein Urlaub, mehr Stress, mehr Futter. Das klingt fair. Nur was passiert, wenn jetzt der Frost kommt?
Dann, sagt Neumeier, bilden die Bienen wieder eine Wintertraube rund um Königin und Brut. Mit ihrer Muskelkraft in den Flügeln erzeugen sie Wärme. Wenn in dieser Situation die Wintervorräte schon erschöpft sind, stehen die Insekten vor einer schweren Entscheidung. Die Brut retten oder fressen gehen. „Sie entscheiden sich, zu verhungern“, sagt Neumeier.
Damit das nicht passiert, versorgen fürsorgliche Imker ihre Völker direkt an der Wintertraube mit einem Futterteig aus Zucker und Honig. Wenn sie dafür ihren Platz nicht verlassen müssen, dann nehmen die Bienen dieses Angebot an. „Aber wenn der Futterstrom abreißt, dann ist innerhalb von wenigen Tagen Schluss.“ Von außen her fallen die Insekten von der Traube ab und schnell wird es im Herzen zu kühl. „Ein Volk braucht die Masse von mindestens 5000 Tieren, um genug Wärme zu erzeugen.“
Und wenn es in den nächsten Wochen mild bleibt? Selbst dann könnte es ohne Zufüttern Probleme geben, meint Neumeier. Weil die Nahrung nicht reicht, bis die ersten Kirschbäume als große Nahrungsquelle blühen. Aber der Imker ist eigentlich zuversichtlich, denn der letzte Winter war auch sehr mild und hat zu keinen großen Ausfällen geführt. 2013/2014 sah es da aufgrund der häufigen Temperaturwechsel ganz anders aus. „Inzwischen sind wir da aufgrund der ständigen Wetterkapriolen schon fast abgebrüht.“
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