Höchstadt: Gaukler und Edelmänner auf dem "Spectaculum"
1.6.2014, 17:36 UhrHöchstadt ist am Wochenende ins Mittelalter gereist — das Spectaculum war ein Fest der Superlative. Schon jetzt steht für die Veranstalter Fest: Es wird eine Neuauflage geben. Dass das Spectaculum gleich beim ersten Anlauf ein Volltreffer war, lag natürlich auch am schönen Wetter. Aber auch die abwechslungsreichen Stände haben dazu beigetragen.
Gleich am Eingang boten die Fieranten Holzschwerte für Kinder feil. Daneben gab‘s etwas für Erwachsene: Met. Die Händlerin aus dem fränkischen Lauterbach stellt den Honigwein in den verschiedenen Geschmacksrichtungen selbst her, sogar mit Pfeffer gibt es den Wein. Ein Steinschleifer aus Forchheim verkaufte Fossilienfunde aus der Heimat.
Und ein Holzschnitzer aus Sachsen war dabei; eine Töpferin bot Kunststeine aus Norwegen an. Extra für den Mittelaltermarkt töpferte die Händlerin aus Donaumoos außerdem Krüge und Töpfe. Für Kinder gab es Goldeier für einen Euro — der Spaß daran: Wenn man sie auf den Boden schmeißt, kullern kleine Halbedelsteine heraus.
Darben musste auf dem Markt auch keiner. An den Gastroständen gab es vor allem Herzhaftes. Auf das kulinarische Angebot legte Veranstalter Thomas Ackermann großen Wert. Der Markt war daher auch am Freitagabend, als Bürgermeister Gerald Brehm den Bieranstich machte — mit nur einem Schlag — voll von Besuchern. Die Vorbereitungen waren sehr aufwendig, berichtete Ackermann. Für manche Künstler musste er Übernachtungsmöglichkeiten auftreiben, außerdem noch eine mittelalterliche Band und jede Menge Spielleute finden. Eintritt kostete das Fest keinen.
Sein Mitstreiter Peter Lorz hat immer die Ruhe weg. „Schon zum fünften Mal treffen wir Musketiere uns mit befreundeten Gruppen zu einem Lagerfest“, erzählt er. „Was heuer in Höchstadt abläuft, ist Spitzenklasse“, lobt er und weiß über den Veranstalter nur Gutes zu berichten. Gemeinsam boten die Beteiligten drei Tage lang tolle Vorführungen — unter anderem über die Militärchirurgie und die Gerichtsbarkeit aus dem 17. Jahrhundert. Höhepunkt waren natürlich auch die Schießübungen. Und die Kollegen unserer Zeitung waren ein besonderer Magnet.
Mit der Kniehobelpresse zeigte der gelernte Buchdrucker aus Gunzenhausen, wie man früher druckte. Die begeisterten Besucher erhielten sogar noch einen Stich von Höchstadt aus 1750. Mit einem 200 Jahre alten Blasbalg feuerte die Schmiede aus Wendelstein ihre Esse an, um Produkte aus dem Mittelalter herstellen zu können. „Eure Höchstadter Atmosphäre ist einfach toll, wir stehen vor der Stadtmauer — besser geht es nicht“, lautete das Fazit der Schmiede. Von Ehrenbürger und Heimatforscher Sebastian Schmidt konnte man erfahren, dass unweit der Schmiede einst der Zwickturm stand. Das zeigt auch das Emblem vom Höchstadter Brauhaus.
Bierdeckeldrucker, Kleider aus der Steinzeit bis hin zum späten Mittelalter reihten sich an den Ständen nebeneinander. Eine Verkäuferin aus Eisenach erläuterte mit Fachwissen, was eine Gewandschneiderin in diesen großen Zeitepochen alles in Handarbeit herstellen konnte.
Zum ersten Mal in Höchstadt war eine Kartenlegerin aus Stuttgart. Sie nutzte ihre Reise, um die Weiherlandschaft anzuschauen. „Die Stadt hat wunderschöne Häuser, so schöne Dinge wie den Stadtturm mit seiner historischen Stadtmauer und diesen Engelgarten findet man selten“, sagte sie. Viel wusste die Frau über die Geschichte des Kartenlegens, nicht nur aus dem Mittelalter. Heute, in einer schnelllebigen Zeit, stellen die Menschen andere Fragen über die Zukunft. Früher wollten die Herrscher wissen, ob der Krieg gewonnen wird.
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