Mit 80 Lenzen noch am Zapfhahn
22.4.2011, 15:41 UhrDass er so etwas ist wie ein Markenartikel, das mag schon sein. Aber, schmunzelt Seeberger, so gut wie adidas verkauft er sich nicht. Aber er erzählt mit bescheidenem Stolz die Anekdote vom Vater, der seinem Sohn versprach, bei „Herrn Seeberger“ essen zu gehen. „Ich mooch obber lieber zum Gerch“, protestiert der Kleine.
Seit 1965 hat der gelernte Metzger an diesem Marken-Image gearbeitet. Damals übernahm er vom Vater die Wirtschaft, die bis 1977 noch im Haus auf der anderen Seite der Hubertusstraße (Kreisstraße 14) betrieben wurde. Der Straßenname weist auf den eigentlichen Namen „Gasthaus St. Hubertus“ hin, der aber längst nicht so gebräuchlich ist wie der gut fränkische Vorname des Wirts.
Vor der Karriere mit Bierausschank, Schlachtschüssel und fränkischer Bratenküche, war er als Metzger viel unterwegs, erzählt Seeberger. Gelernt hat er in ab 1947 in Heßdorf, gearbeitet außerdem später in Herzogenaurach und Erlangen in mehreren Metzgereien.
Sohn Rainer hat vom Vater das Handwerk übernommen und besorgt heute die Wursterei. Denn die Marke „Beutelsdorfer Gerch“ bezeichnet nur Hausgemachtes. Tochter Karin Seeberger ist für die Küche zuständig und auch die zweite Tochter Jutta Seeberger, hauptberuflich bei Schaeffler, arbeitet im Gasthaus mit. Ohne die drei ginge es nicht, den Betrieb am Laufen zu halten, sagt Seeberger. Der 80-Jährige hat immerhin vor zehn Jahren einen Schlaganfall überwinden und vor eineinhalb Jahren den Tod seiner Frau verkraften müssen.
So aber kann er überall noch mittun, obendrein Neu-Gästen die stattliche Pokalsammlung der Herzogenauracher Kolping-Kicker zeigen, die beim Gerch ihr Hauptquartier haben. Oder mit Stammgästen über die Frühschoppen im seit 1929 bestehenden alten Wirtshaus plaudern, die gemessen in Stunden aber auch in Seidli, ganz andere Dimensionen hatten als heute.
Am vergangenen Montag, bei der Geburtstagsfeier, müssen sie Augenzeugenberichten zufolge an damals angeknüpft haben. Der Beutelsdorfer Gerch hatte volles Haus.