"Populismus ist ein Thema"
21.4.2017, 05:53 UhrMit dem massiven Zustrom von Flüchtlingen insbesondere 2015 sind bei vielen Menschen Ängste aufgekommen. Gilt tatsächlich das Credo der Kanzlerin: "Wir schaffen das?"
Vielen war das ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr geheuer, und wenn Ängste überhand nehmen, sind die Menschen anfällig für einfache Lösungen. Und schon gedeiht eine Spezialform des Politischen: der Populismus. Er nimmt vorübergehend Ängste, löst aber nichts.
"Populismus ist auch im Landkreis Erlangen-Höchstadt ein Thema", ist sich Helge Höppner sicher. Der Mitarbeiter im Jugendamt sagt zwar, dass er sich noch nicht so zeige wie in anderen Regionen, aber das müsse nicht so bleiben.
Gegen Schwache
Populismus, der mit einfachen politischen Denkmustern auskommt, wendet sich dann naturgemäß gegen schwache Minderheiten - eine einfache Lösung. "Aber die Probleme der Welt sind komplex", betont Höppner.
Zurück zur Eingangsfrage: Was kann da der Landkreis tun? Auf alle Fälle: Für "Demokratie und Vielfalt" werben, und genau so heißt ein Jugendprojekt, das im Juli 2016 gestartet wurde.
Es bietet Beratung und Fördermittel bis zu 700 Euro an für Jugendaktionen, die "demokratisches Gedankengut fördern sowie rassistischen und extremistischen Tendenzen entgegentreten". Dazu gibt es eine extra Förderrichtlinie, die im Internet abzurufen ist. Angesprochen fühlen dürfen sich unter anderem Schulen, Schülergruppen, Vereine, Verbände und sonstige Organisationen.
Doch wie können die Antragsteller am besten Demokratie und Vielfalt fördern? Zunächst einmal ist Helge Höppner wichtig, was man nicht tun sollte: "Mit Sicherheit bringt es wenig, wenn man auf den politischen Gegner verbal einschlägt", so Helge Höppner. Denn es fördere die Extremisierung in den Rechtspopulismus sicherlich, wenn man mit Slogans wie "Jedem Rechten eins aufs Maul" agiere.
Auf der Suche
Das Projekt "Demokratie und Vielfalt" werde ohnehin nicht die bereits Radikalisierten erreichen. "Die treffen sich woanders". Es gehe vielmehr um diejenigen, die noch auf der Suche nach ihrer politischen Haltung sind. "Bei der Prävention ist es wichtig, das Selbstbewusstsein und funktionierende Gruppenstrukturen zu stärken", erklärt Höppner. Also: unsichere Jugendliche nicht in den Extremismus treiben, sondern für "Demokratie und Vielfalt" begeistern.
Deshalb wird in dem Werbeprospekt für das Projekt unter anderem als Ziel ausgegeben: "konstruktive Auseinandersetzung mit Ängsten und Vorurteilen".
Eine mühevolle, aber lohnende Aufgabe gegen jede Form von Populismus. Das anfangs zitierte Grußwort des Landrats stammt denn auch aus dem Prospekt für "Demokratie und Vielfalt". Und es endet mit der Aufforderung an die Jugendlichen des Landkreises und deren Betreuer: "Setzen Sie ein Zeichen für weltoffene Mitmenschlichkeit im Landkreis Erlangen-Höchstadt."
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