Stamm-Fibich aus Erlangen will "nah am Menschen sein"

31.8.2017, 16:35 Uhr
Stamm-Fibich aus Erlangen will

© Foto: Ralf Rödel

Ihre Zähne hat Martina Stamm-Fibich im Bundestag in den vergangenen vier Jahren ordentlich eingesetzt. Zumindest im übertragenen Sinne. "Ich habe mich am Thema Gesundheit so festgebissen, dass viele finden, ich soll weitermachen", sagt die 52-Jährige. Die viele positive Resonanz sei der Grund gewesen, noch einmal zu kandidieren.

Und ihre Partei hat ihr den Rücken gestärkt. Von Platz 18 bei ihrer ersten Kandidatur im Jahr 2013 ist die Wahl-Möhrendorferin heuer auf Platz 14 der Landesliste geklettert — damit ist sie relativ sicher drin im Parlament.

Aktuell sitzt die zweifache Mutter in Berlin unter anderem im Ausschuss für Gesundheit und im Ausschuss für Petitionen. 650 offizielle Gesuche von Bürgern hat sie in der vergangenen Legislaturperiode in diesem Gremium bearbeitet — "ein toller Gradmesser, um zu sehen, was die Menschen bewegt".

Überhaupt, betont sie, sei es ihr wichtig, "nah am Menschen zu sein". Das sei der Grund, warum sie so häufig wie möglich Termine in ihrem Heimatwahlkreis wahrnimmt. "Man kann nicht einfach nur Statistiken lesen", sagt die ehemalige Hemhofener Gemeinderätin (von 2002 bis 2008).

Trotzdem: Der Arbeitsaufwand im Petitionsausschuss ist so enorm, dass sie nicht weiß, ob sie dafür wieder kandidieren möchte. "Die Gesundheit liegt mir so sehr am Herzen", betont sie. "Wer nicht krank wird, hat auch kein Problem mit dem System", meint sie. Aber sie habe inzwischen von so vielen Einzelschicksalen erfahren, dass sie sicher ist: "Wir müssen hier weiterkommen."

"Kann ja wohl nicht sein"

Eine Bürgerversicherung hält sie für eine Lösung zur Umstrukturierung des Gesundheitssystems. "Es ist mir im Prinzip auch egal, wie es dann heißt, aber wir brauchen Antworten, denn die Kosten sind viel zu hoch." Sie ist sich sicher: "Wenn nichts geschieht, gehen in drei bis vier Jahren die ersten privaten Krankenversicherungen in die Knie."

Das System sei an seine Grenzen gestoßen, bereits jetzt seien 930 000 Menschen im Nottarif. Eine Bürgerversicherung, die das duale System aus gesetzlichen und privaten Versicherungen aufhebt und alle einschließt, hält sie für eine gute Lösung. Zu der Idee, Krankenversicherungen in Aktiengesellschaften umzuwandeln, sagt Stamm-Fibich schlicht: "Das kann ja wohl nicht sein."

Mit Blick auf ihren Wahlkreis möchte die Genossin hier den Wohnungsbau massiv vorantreiben. Ihr Parteifreund German Hacker, Bürgermeister von Herzogenaurach, berichte ihr, dass inzwischen immer mehr Eltern von Arbeitnehmern herziehen. "Da ist die Barrierefreiheit ein Thema und die Schaffung von neuem Wohnraum — natürlich auch in Erlangen."

Altern in Menschenwürde

Der demografische Wandel zwinge die Menschen auch dazu, sich früher mit der Frage zu beschäftigen, wie und wo sie alt werden wollen. "Ab Mitte 60 müssen wir uns darüber Gedanken machen, ob wir zum Beispiel in eine WG ziehen möchten", meint sie. Ein Programm für Wohnen im Alter könne eine Antwort sein. Bei der Pflege gebe es viele Defizite — "vor allem mit Blick auf die Menschenwürde".

"Die Region steht super gut da", sagt Stamm-Fibich. "Aber wir müssen auch die Infrastruktur verbessern." Mit dem dreispurigen Ausbau der A 3 käme auf die Menschen eine große Belastung zu — die aber unumgänglich sei. Eine Stadtumlandbahn (StUB) hält die Politikerin für dringend nötig.

Als ehemalige Siemens-Betriebsrätin legt die 52–Jährige ihren Fokus auch auf die Arbeitswelt. Auch hier sei es wichtig, die Menschenwürde zu bewahren und an gesetzlichen Rahmenbedingungen festzuhalten, um die Arbeitszeiten nicht zu sehr ausufern zu lassen.

Beim Thema Flüchtlinge ist Stamm-Fibich auf einer Linie mit Kanzlerkandidat Martin Schulz. Es sei "grauenvoll", dass Merkel sich erpressbar gemacht habe durch den Pakt mit der Türkei. Hilfe müsse früher ansetzen, zum Beispiel durch eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent.

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