Jetzt also doch: Pauli will auf Sylt kandidieren
10.9.2014, 21:55 UhrWer im August zur Lesung von Gabriele Pauli auf Sylt kam, der hatte sich vorher längst ein Bild von ihr gemacht: Die Frau, die in Bayern den damaligen CSU-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber stürzte; die Rothaarige mit den Latex-Handschuhen; die Politikerin, die mit den Freien Wählern vom Einzug ins Europäische Parlament träumte und schließlich mit einer eigenen Partei scheiterte.
Glamour erwarteten die Zuhörer an diesem Abend, und wohl auch eine aufmüpfige Frau, schließlich las Pauli aus ihrem Buch "Die rote Rebellin". Doch sie hatte den Schalter umgelegt - auf nüchterne Kommunalpolitik. Wenn die Schlagzeilen der Vergangenheit noch einmal angesprochen wurden, dann bekam die CSU kurz ihr Fett weg und Sylt eine Liebeserklärung: Die Insel sei "paradiesisch", und: "Wer sich hier verliebt hat, der bleibt."
Sachlich und ohne Glamour
Damals, bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt auf Sylt, war es noch offen, doch nun ist klar: Gabriele Pauli will wirklich bleiben, sie will Bürgermeisterin der Gemeinde Sylt werden. Nicht mit Glamour, sondern mit Sachlichkeit. "Ich wollte erst mit sehr vielen Menschen sprechen", sagte sie. "Ich wollte erfahren, wie groß die Unterstützung ist, was die Sylter konkret möchten, und inwieweit ich das auch erfüllen kann." Ihr Fazit nach den Gesprächen: "Ich denke, ich kann es."
18 Jahre Erfahrung in der Kommunalpolitik bringt sie mit, kennt sich aus mit Verwaltungsarbeit. Einst war sie Deutschlands jüngste Landrätin. "Kommunalpolitik ist die Königsdisziplin der Politik, weil man ganz nah am Menschen ist", sagt Pauli.
Seit der Lesung seien viele Menschen auf sie zugekommen, gerade auch Frauen. "Die sagten: Machen Sie's doch!" Nach dem Bericht über ihre Entscheidung sei es genauso: "Die Leute fragen nach Listen" - denn die parteilose Pauli braucht, um bei der Wahl am 14. Dezember kandidieren zu können, die Unterschrift von 135 Sylter Bürgern. Am Donnerstag wird sie sich dafür auf den Westerländer Hausfrauenmarkt stellen.
Die fehlende Unterstützung durch eine Partei habe für sie durchaus Vorteile. "Man wird nicht eine Schublade gesteckt oder haftet für seine Parteifreunde mit" - auch wenn eine Partei Infrastruktur und Netzwerke biete.
"Als Norddeutscher würde ich keine Bayerin wählen"
Im Wahlkampf wolle sie vor allem die Haushaltslage von Sylt zum Thema machen, sagte Pauli der Zeitung. Sollte sie am 30. November zur Bürgermeisterin gewählt werden, will sie Geld einsparen und für Soziales und Familien ausgeben. Weitere wichtige Themen sind demnach für sie die Verbesserung der medizinischen Versorgung, der Küstenschutz sowie die Entwicklung des Tourismus.
Im Hinblick auf ihre Chancen bei der Bürgermeisterwahl gibt sich Pauli optimistisch: „In Bayern war ich zunächst auch ein Newcomer, wurde aber dann doch hervorragend gewählt“, sagte sie.
Bereits Ende Mai dieses Jahres hatte es Gerüchte um eine mögliche Kandidatur zur Bürgermeisterwahl gegeben, bestätigen wollte die 57-Jährige diese damals jedoch nicht.
Nun ist es raus. Eine Gefahr für die etablierten Politiker? "Die Sylter werden klug wählen, auf Inhalte und nicht allein auf Bilder achten", kommentierte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig Paulis Entscheidung. Und der grüne Umweltminister Robert Habeck zeigt sich generell kritisch: "Als Norddeutscher würde ich keine Bayerin wählen."
Der Artikel wurde am Mittwoch, 10. September, um 21.55 Uhr aktualisiert.
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