Konkurrenz durch Discounter: Bäckerei-Kette Entner insolvent
28.1.2015, 15:45 Uhr46 Filialen und rund 270 Mitarbeiter hat die Bäcker-Kette Entner mit Sitz in Wendelstein in Nürnberg und Region. Am Dienstag hat das Unternehmen beim Amtsgericht Nürnberg einen Insolvenzantrag gestellt.
Der Grund ist, dass einige Entner-Filialen nicht mehr kostendeckend arbeiten. Dies sei dem allgemeinen Umsatzrückgang im traditionellen Bäckerhandwerk geschuldet und läge vor allem an der Konkurrenz durch Discounter, erklärte Insolvenz-Berater Detlef Specovius am Mittwoch. "Supermärkte und Discounter haben zuletzt ihr Sortiment an Backwaren extrem ausgebaut und bieten Ware zu Preisen an, die ein regionaler Handwerksbetrieb nicht bieten kann. Gleichzeitig sind die Kosten für Energie und Rohstoffe deutlich gestiegen", begründet Specovius die Insolvenz.
Löhne der Mitarbeiter sind sicher
Einige Filialen der Entner-Kette befinden sich ausgerechnet im Kassenbereich der Discounter, die ihnen mit Aufbackware das Geschäft kaputt machen. "Es ist paradox, dass der Vermieter das zulässt." Es werde auch über eine Standortveränderung der betroffenen Filialen nachgedacht.
Die Löhne der 270 Mitarbeiter sind durch das Insolvenzgeld bis März gesichert, der Betrieb in den 46 Filialen läuft bis dahin ungestört weiter.
"Die Insolvenz ist definitiv nicht das Ende der Bäckerei Entner", sagt Specovius. Das Unternehmen will die Sanierung in Eigenverwaltung durchführen, die bisherige Geschäftsführung bleibt also im Amt, wird aber von Insolvenz-Berater Specovius unterstützt und von Sachwalter Klaus-Christof Ehrlicher überwacht. Ziel ist es, das Unternehmen in den Wochen bis März mit der Aufstellung eines Insolvenzplanes zu einer geregelten Insolvenz zu führen. Specovius berät das Unternehmen seit Dezember, in der vergangenen Woche sei die Entscheidung für eine Insolvenz gefallen.
Neuausrichtung des Unternehmens geplant
Die Ausstände der Gläubiger befänden sich im sechsstelligen Bereich, berichtet Specovius. "Wie sehr das den einzelnen Lieferanten betrifft, hängt natürlich von dessen Größe ab", auch Mittelständler zählten zu den Gläubigern der Bäcker-Kette. Bevor die Schulden noch höher geworden wären, entschloss sich das Unternehmen, zu handeln. "Durch den frühzeitigen Insolvenzantrag kann die Sanierung in Eigenverantwortung erfolgen und die Geschäftsführung im Amt bleiben", erklärt Specovius.
Die Insolvenz solle zu einer Neuausrichtung des Unternehmens genutzt werden. In den kommenden Wochen werde in Zusammenarbeit mit Berater, Sachwalter und vor allem den Gläubigern ein Sanierungsplan abgestimmt. "Unser Ziel ist es, den Handwerksbetrieb mit so vielen Fililalen wie möglich zu erhalten. Mit einem geordneten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung haben wir gute Chancen, die Bäckerei zu sanieren und so auf eine dauerhaft tragfähige Basis zu stellen", erklärt Specovius.
"Kann nicht garantieren, dass Entner nachher anders aussieht"
In den kommenden Wochen soll eine nach Lieferanten gegliederte Inventur des Lagers erstellt werden. "Alles was wir jetzt verbrauchen, wird komplett bezahlt." Die Gläubiger müssen nun ihre Ausstände zum 27. Januar angeben.
Wo genau in Zukunft eingespart werden soll, kann Insolvenz-Berater Specovius derzeit noch nicht sagen. "Wir müssen erst mit der Geschäftsführung eine Komplettrechnung erstellen, bevor wir etwas sagen können. " Und: "Ich kann nicht garantieren, dass Entner nachher anders aussieht", sagte Specovius in Bezug auf mögliche Filialschließungen.
Das Unternehmen will sich in Zukunft auf dem Markt vor allem als "Anbieter qualitativ hochwertiger Backwaren" positionieren und so von der Politik der kleinen Preise, die die Discounter betreiben, abgrenzen. "Wir setzen auf regional produzierte Rohstoffe, die vor Ort in Wendelstein verarbeitet werden", sagt Prokurist Georg Entner. Dadurch entfielen lange, der Qualität abträgliche Transportwege. Zudem habe das Unternehmen bereits begonnen, zu investieren und Filialen zu modernisieren. "Diesen Weg werden wir konsequent weiterverfolgen", sagte Entner.
Die Kritik, dass in Entner-Filialen am späteren Nachmittag nur noch spärlich Ware zu bekommen sei, weist Specovius zurück. Ware, die am Abend übrig bliebe, müsste nämlich kostenpflichtig entsorgt werden. "Man muss sich als Verbraucher überlegen, ob ich das erwarten kann, dass fünf vor sechs noch das ganze Sortiment da ist."
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