Kripo durchsucht Hof: Bauernpräsident im Visier der Ermittler
24.11.2016, 10:31 UhrVergangene Woche hat die Kripo den Hof und das Privathaus des 50-Jährigen im Laufer Ortsteil Günthersbühl durchsucht und Unterlagen mitgenommen.
Es besteht laut Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth der Verdacht, dass Felßner, der 120 Milchkühe hält, jahrelang über ein unterirdisches Rohrsystem mit landwirtschaftlichen Abwässern vermischtes Oberflächenwasser in ein benachbartes Waldgrundstück abgeleitet hat. "Die Konstruktion der Ableitung spricht dafür", heißt es bei der Staatsanwaltschaft. Im Zuge dessen sollen möglicherweise Baumbestände des Nachbargrundstückes geschädigt worden sein.
Ein Sachverständiger ist beauftragt, festzustellen, ob ein Zusammenhang besteht. Zudem befindet sich das Areal in einem Wasserschutzgebiet, weshalb auch Untersuchungen über eine Schädigung des Grundwassers in diesem Gebiet laufen. Die Staatsanwaltschaft spricht bei den Ermittlungen von einem "begründeten Anfangsverdacht". Und: "Wir gehen von Vorsatz aus."
Bodenproben genommen
Die Stadtwerke Lauf wurden in diesem Zuge gebeten, die Wasserprotokolle der vergangenen 20 Jahre herauszugeben. Sie werden unter anderem auf erhöhte Nitratwerte überprüft. Zudem wurden an verschiedenen Stellen des Gebietes Bodenproben genommen.
Ihre Auswertung dauert an. Erste Ergebnisse deuteten laut Staatsanwaltschaft auf eine erhöhte Konzentration von Ammonium und E-Coli-Bakterien hin. Ins Rollen gebracht hat die Ermittlungen eine anonyme Anzeige bereits Anfang Oktober, die wohl aus der Nachbarschaft des Landwirtes kam.
Gegenüber der Pegnitz-Zeitung bestätigte der Bauernpräsident, dass es Ermittlungen gegen ihn gibt. "Das ist so", sagte der 50-jährige CSU-Stadtrat. Er räumte auch ein, dass ein Rohrsystem existiert, mit dem er in den vergangenen Jahren Wasser von seinem Grundstück ins Nachbargrundstück abgeleitet hat. Dabei handele es sich aber nicht um belastete Abwässer wie Gülle, betont der Landwirt, sondern um Oberflächen- und Regenwasser.
Versiegelte Fläche wuchs
Der Hof sei über Jahre hinweg gewachsen und damit auch die versiegelte Fläche. "Ich weiß, dass das so nicht in Ordnung ist. Früher war das alles geschottert, da ist es halt versickert." Ihm sei nicht bewusst gewesen, dass durch die Versiegelung rechtlich andere Vorschriften gelten. Dass das abgeleitete Oberflächenwasser mit Rückständen etwa von Reifen landwirtschaftlicher Maschinen verunreinigt sei, sei möglich. "Aber ich schließe aus, dass durch dieses Wasser Bäume geschädigt wurden".
Seine Silage sei sehr trocken, "da bilden sich kaum Säfte". Den Fund von E-Coli-Bakterien in Bodenproben könne er sich nicht erklären. Die Güllegrube sei abgedichtet, das hätte auch die Untersuchung der Behörden vor Ort ergeben. Er stehe wegen der Ableitung des Wassers bereits seit eineinhalb Jahren mit dem Landratsamt Nürnberger Land in Kontakt und sei bemüht, das Problem zu lösen.
Die Auskunft des Laufer Landratsamtes liest sich allerdings anders. Demnach kamen Ende 2014 nicht der Landwirt, sondern Nachbarn auf die Behörde zu und berichteten von Problemen mit der Ableitung von Abwässern auf dem Felßner-Hof. Die Mitarbeiter der Behörde stellten laut Pressesprecher Rolf List fest, dass der Bauernpräsident zu diesem Zeitpunkt wohl keinen ausreichenden Behälter für die Ableitung seiner Silosickersäfte besaß und machten ihm zur Auflage, entsprechend nachzurüsten. Das tat Felßner auch und ließ 2015 einen Schacht bauen, der auch von einem Sachverständigen abgenommen wurde. Allerdings, so die Auskunft der Pressestelle, hat es seither vor allem nach Regenfällen offenbar immer wieder Probleme mit dem Schacht gegeben, der zwischenzeitlich wohl auch mal überlief. Felßner bestreitet das. "Da ist nie was übergelaufen."
Ob die Abholzung des betroffenen Waldgrundstückes im Januar 2016 mit der Einleitung der Abwässer in Verbindung steht, ist offen. Günther Felßner selbst betont, ihm sei nicht bekannt, warum das Grundstück, das direkt an seinen Hof angrenzt, komplett kahlgeschlagen wurde. Bei den Bürgern in Günthersbühl sorgte die plötzliche Abholzung des rund 2000 Quadratmeter großen Areals mit Buchenbestand allerdings für Verwunderung. Spaziergänger berichteten, in dem Waldstück habe es nicht nur eine ganze Reihe geschädigter Bäume gegeben, der Boden sei auch sehr nass gewesen und es habe dort "unnatürlich" gerochen.
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