Loewe-Zentrale wird nach München verlegt
17.1.2014, 13:50 UhrNach monatelangem Überlebenskampf steht der schwer angeschlagene TV-Gerätehersteller Loewe vor einem Neustart. Der frühere Apple-Europachef Jan Gesmar-Larsen soll dabei eine wichtige Rolle übernehmen. Als Beiratsvorsitzender werde er die strategische Neuausrichtung gemeinsam mit dem bisherigen Loewe-Chef Matthias Harsch verantworten, teilte die Investorengruppe am Freitag mit, die wesentliche Teile von Loewe übernimmt. Eine Gruppe von Familienunternehmern und Branchenmanagern hatte am Donnerstag mitgeteilt, die Traditionsmarke solle in deutscher Hand fortbestehen.
Viele Mitarbeiter werden aber ihren Job verlieren und auch für die Loewe-Aktionäre dürfte nicht viel übrigbleiben. Von den derzeit noch 550 Beschäftigten von Loewe im Inland können 120 Mitarbeiter nicht weiterbeschäftigt werden, teilte ein Unternehmenssprecher mit.
Zum 1. Februar soll eine Transfergesellschaft eingerichtet werden. Die Montage im oberfränkischen Kronach werde aber erhalten bleiben, betonten die Investoren. Am Freitag wurden die Mitarbeiter am bisherigen Stammsitz Kronach in Oberfranken über die Zukunft des Unternehmens informiert.
Firmenzentrale zieht um
Loewe hatte nach hohen Verlusten im vergangenen Oktober Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Nun soll die Loewe AG kurzfristig von der Börse genommen und abgewickelt werden. Hauptaktionär der AG war bisher nach Angaben von Loewe das japanische Elektronikunternehmen Sharp mit knapp 29 Prozent der Anteile, der Streubesitz lag bei mehr als 60 Prozent.
Nach Angaben der deutschen Investorengruppe hat sie eine Vereinbarung zur Übernahme wesentlicher Vermögensteile von Loewe erzielt. Die Entwicklungszentren in Kronach und Hannover blieben bestehen. Die Firmenzentrale solle von Kronach nach München verlegt werden. Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden.
Zur Investorengruppe gehören demnach neben Gesmar-Larsen auch die beiden Münchner Unternehmer Constantin Sepmeier und Stefan Kalmund sowie frühere Manager des Unternehmens Bang & Olufsen.
Sie haben für den Loewe-Deal die Panthera GmbH gegründet. Ziel sei es, Loewe künftig auch für eine breitere, jüngere sowie design- und technikaffine Zielgruppe interessant zu machen, erläuterten die Investoren. Die strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Technologielieferanten Hisense soll ausgeweitet werden.
Übernahme treibt Aktienkurs
Die Übernahme hat die Loewe-Aktie zeitweise in die Höhe katapultiert. Der Kurs kletterte am Freitag in der Spitze um 25 Prozent auf 3,949 Euro, später fiel er wieder ab. Ein Börsianer sagte: "Womöglich spekulieren einige Aktionäre auf einen so hohen Kaufpreis, dass für sie auch etwas übrig bleibt. Traditionell wird das aber aber eher nicht der Fall sein."
Aus Sicht des Händlers resultierte der Kurssprung aber vor allem aus dem geplanten Börsenabschied der Aktien. Denn Anleger, die über einen Leerverkauf von Aktien (das heißt, sie besitzen sie zu diesem Zeitpunkt nicht) auf weiter fallende Kurse gesetzt haben, würden zu Deckungskäufen gezwungen. Denn wenn die Aktien von der Börsen genommen sind, können die betreffenden Anleger ihre Gegengeschäfte nicht mehr tätigen.
Loewe, in der Vergangenheit auf hochwertige Fernseh- und Audiogeräte spezialisiert, war unter anderem wegen des Preiskampfs in der Branche und der harten Konkurrenz aus Fernost in heftige Turbulenzen geraten. In den vergangenen Jahrzehnten waren etliche Größen der deutschen Unterhaltungselektronikbranche unter die Räder gekommen.
8 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen