Mehr als nur Winnetou: Ausstellung der Werke Karl Mays
4.11.2011, 15:52 UhrEin nackter Jüngling kämpft sich mit bloßen Händen durch das Dornendickicht eines düsteren Waldes. Dass sich hinter diesem gewagten Titelbild eine Geschichte des Winnetou-Autors Karl May (1842-1912) versteckt, mag so manchen überraschen. Diese nackten Tatsachen und rund 150 weitere Titelbilder, Buchrücken und Zeichnungen stehen nun im Mittelpunkt einer Sonderausstellung des Knauf-Museums im unterfränkischen Iphofen. Die Schau „Karl Mays Traumwelten – Grafik, Illustrationen von Winnetou & Co.“ zeigt dabei eindrücklich, dass May mehr als Cowboys und Indianer im Sinn hatte.
Die 160 Illustrationen stammen aus dem Archiv des Karl-May-Verlages in Bamberg. „Die hat außer dem Verleger noch kaum ein Mensch gesehen“, sagte Museumsdirektor Markus Mergenthaler am Freitag in Iphofen. Es sind handgezeichnete Vorlagen ausgewählter Buchtitel. Alles Originale. Seit mehr als 100 Jahren werden die May-Bücher illustriert. Zahlreiche Zeichner haben sich von Mays Worten inspirieren lassen und ihre ganz eigenen Ideen zu den Geschichten zu Papier gebracht. Von Federzeichnungen über Ölgemälde bis zu Aquarellen repräsentieren sie die unterschiedlichsten Malstile der einzelnen Epochen. „Die Originale stammen aus der Gründerzeit, sie zeigen Jugendstilkunst, präsentieren sich als Filmplakate der 30er-Jahre und werden schließlich zu Comics und Werbebildchen“, erläutert Mergenthaler.
Die neueste Illustration stammt aus dem Jahr 2011. Unter den ausgestellten Bildern finden sich im Knauf-Museum natürlich auch zahlreiche Winnetou-Illustrationen, aber eben auch Bilder zu Heimatromanen, Liebesheftchen, Gedichten, Reiseerzählungen und Krimis. „Es ist schade, dass May immer so auf Winnetou reduziert wird. Wir wollten mit der Ausstellung auch die vielen anderen Facetten des Autors zeigen“, sagte Mergenthaler. Auch May selbst habe immer versucht, seinen Ruf als reiner Autor von Jugend- und Trivialliteratur zu bekämpfen. Etwa der Reisebericht „Durchs wilde Kurdistan“ sei ein Zeugnis davon. Es war jedoch ein zu gewagtes Experiment. Die Leser nahmen es nicht an, May blieb als Jugend-Autor in aller Munde.
Während es viele unterschiedliche Titelbilder für die Karl-May-Werke gibt, finden die Leser in den Büchern hingegen kaum Bilder zu den Geschichten. „Wir verzichten mit voller Absicht fast komplett auf Zeichnungen im Buch“, erklärt der Karl-May-Verleger Bernhard Schmid aus Bamberg. Die Worte Mays seien so bildhaft, dass sie die Fantasie von ganz allein anregten. Da brauche es keine vorgefertigten Bilder für die Leser. „Die Illustrationen sind eigentlich nur schönes Beiwerk.“ Auch heute noch ist Karl May – gerechnet an der Auflage und nach Angaben des Verlages – der meistgelesene Autor in Deutschland. Der Verlag verkauft jährlich mindestens 100.000 Bücher des gebürtigen Sachsen. Am 30. März 2012 jährt sich sein Todestag zum 100. Mal. „Mit der Sonderausstellung läuten wir das Karl-May-Jahr ein“, sagte Verleger Schmid.
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