Anti-Pegida-Demo in Neumarkt beleuchtete Unteren Markt
6.1.2015, 06:55 UhrEs ist stockfinster, doch die Lichter von Mareike (10), ihrem Bruder Julius (9) und Mama Ina Führlein (46) leuchten durch die Nacht. Gemeinsam schlendern die drei zum Unteren Markt in Neumarkt.
Mama Mareike hat ihre Kinder mobilisiert, weil sie „diese aktuelle Fremdenfeindlichkeit in Deutschland äußerst beängstigend“ findet. Tochter Mareike findet die Aktion klasse: „Es ist wichtig, dass sich die Leute in unserem Land willkommen fühlen. Das wollen wir im Urlaub doch auch. Zudem wären wir auch froh, anderswo nett aufgenommen zu werden, wenn es uns, wie den Menschen, die zu uns kommen, so schlecht gehen würde.“
Während die drei sich in die Menschenkette einreihen, die schon bald vom Unteren Tor bis zum Rathaus und zurück reicht, geht Inge Kraus mit Rainer Hortolani, dem Integrationsbeauftragten der Stadt eine Runde: „Ihr seid spitze. Danke, dass Ihr hier seid“, sagt sie gerührt zu den Teilnehmern, darunter viele Familien.
Von christlichen Gruppen bis hin zur Antifa sind viele vertreten. Inge Kraus erklärt: „Es geht hier um die friedliche Botschaft ,Willkommen in Neumarkt‘ – wer das mitträgt, darf dabei sein.“ Nicht mitgetragen haben diese Botschaft einige Rechte: Zettel über „die verschwiegenen Kosten der Zuwanderung“ werden von einer Frau in brauner Jacke verteilt. Etliche Demonstranten nehmen die Zettel, da sie die gleiche Überschrift tragen wie das Motto dieser Anti-Pegida-Demo, ehe sie den Trick merken.
Rechte ausgebremst
Die Polizei spricht von einem friedlichen Verlauf – kurz zuvor hatte sie etwa 18 Personen, die der rechten Szene zuzuordnen sind, gestoppt: Diese hatten sich am Residenzplatz versammelt und wollten durch ein Gässchen kommend wohl die Demo stören. Doch die Polizei fängt sie für die meisten Bürger beinahe unbemerkt ab. Wie sie gekommen waren, ziehen sie später wieder von dannen. Selbst als sich die Demo aufgelöst hat, stehen noch etliche Lichter auf Bänken und Schneehaufen. „Seht es als Zeichen. Wir wollen schließlich, dass auch unsere Kinder in diesem Land friedlich miteinander leben können“, sagt Horst Lausmann (70), selbst Opa eines aus Peru adoptierten kleinen Jungen.
Viele Demonstranten fordern deshalb: „Nächsten Montag wieder.“ Doch Inge Kraus wiegelt ab: Das sei doch gar nicht zu toppen. „Nun geht es darum, dieses Willkommen-Heißen auch zu leben.“ Es gebe mit der Neumarkter Flüchtlingshilfe bereits einen losen Zusammenschluss von Menschen: „Die kann immer Mithilfe gebrauchen.“ Und auch Lehrer fragen laut Kraus immer wieder nach Personen, die Kindern Deutschunterricht geben. „Dafür muss man selbst nicht Lehrer sein.“
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