Blickfang an der Ecke Pulverturmgasse
12.8.2014, 20:00 UhrNach dem Abriss des maroden Gebäudes, das dort gestanden hatte, wollte zunächst die Kommune selbst dort ein Wohnhaus errichten lassen. Die dafür veranschlagten Kosten aber explodierten, weil das Bauamt alles einfließen lassen wollte, was ökologisch, gut und teuer ist. Der Stadtrat zog die Notbremse. So blieb eine kleine Grünfläche, die von der hässlichen Brandschutzwand des Nachbaranwesens begrenzt wurde.
Eine Mieteinheit
In dieser Situation traten die Berschneiders an die Stadt heran und sie erwarben das knapp 100 Quadratmeter große verwinkelte Grundstück. Als Bauherrin trat Gudrun Berschneider auf. „Geplant haben wir es“, verriet Johannes Berschneider, „in gemeinsamer, leidenschaftlicher Diskussion.“
Heraus gekommen ist ein Stadthaus, konzipiert für eine Mieteinheit, mit einer Wohnfläche von 205 Quadratmetern zuzüglich zwei Garagen und zwei Terrassen. Ein absolut exklusives Objekt für einen gut gefüllten Geldbeutel. Bei der Fassadengestaltung setzte sich die Frau durch. Ein geschmirgelter graublauer Putz kontrastiert mit einem Eingangsbereich in kräftigem Orange, das das Herz jedes Holländers höher schlagen ließe.
Im Inneren dominiert Eiche bei Böden, Treppen und Einbaumöbeln das edle Ambiente. Kein Fenster gleicht dem anderen. Trotz zum Teil hoher Räume werden die Heizkosten niedrig sein. Das erste Gebäude in Holzständerbauweise in der Altstadt Neumarkts ist fast ein Passiv-Haus. Kompliziert war der Zuschnitt des Grundrisses vor allem da, wo er sich an der Pulverturmgasse orientiert. Die wurde um 20 Zentimeter aufgeweitet. Ansonsten folgt die Hauswand der Flucht der Gasse und der Stadtmauer.
Typische Dachform
In Abstimmung mit dem Bauamt wurde, so Berschneider, auf den Höhenentwicklungsplan der Stadt Rücksicht genommen. Die für Neumarkt typische Dachform wurde beibehalten, aber durch Flachdächer im rückwärtigen Bereich ergänzt. Sie tragen die Terrassen, von denen die im Obergeschoss einen Blick auf die Ringstraße und über die Gansbrauerei hinweg zur Mariahilfkirche gestattet.
Zur Besichtigung kam auch Oberbürgermeister Thomas Thumann, der sich durch dieses Beispiel einen Anstoß erhofft für weitere Baumaßnahmen in der Innenstadt. Die Reparatur alter Bausubstanz bleibt meist Sache der Kommune. Investitionen dieser Art werden von privater Seite eher gescheut: Weil der Bau selbst oft nur kompliziert zu bewerkstelligen ist, weil es viele Nachbarn gibt, weil die Stellplatzfrage auftaucht und weil die Archäologen gern vorher den Untergrund umgraben möchten. Kurz, es wird deutlich teurer, als auf der grünen Wiese zu planen.
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