Die Bayernpartei ist zurück im Stadtrat
26.7.2018, 12:01 UhrKoll-Pfeifer arbeitet seit zehn Jahren in einer Neumarkter Bäckerei. Regionale Bekanntheit erlangte er mit seiner Steierischen und "unverschlagerter" Volksmusik: Wie sein Steckbrief auf der Homepage des Trios "Alpinschlawiner" verrät, liebt der gebürtige Neumarkter Schweinsbraten und ein gutes Weißbier und bewundert König Ludwig II.
Auf den ersten Blick verwundert es also nicht, dass Alexander Koll-Pfeifer im Herbst als Kandidat der Bayernpartei in den Landtagswahlkampf zieht. Die Regionalpartei, die in der Nachkriegszeit sogar in den Bundestag gewählt wurde, ab 1966 aber stark an Einfluss verlor, fordert als einzige heute noch ernsthaft die Eigenstaatlichkeit Bayerns, zumindest aber mehr Föderalismus.
Dass Koll-Pfeifer und damit nach fast sechs Jahrzehnten wieder ein Vertreter der Bayernpartei nun den vakanten Sitz im Neumarkter Stadtrat einnehmen darf, ist dem Umstand zu verdanken, dass der 25-Jährige bei der Kommunalwahl 2014 noch auf der SPD-Liste für den Stadtrat kandidierte. Die Sozialdemokraten errangen fünf Mandate; Koll-Pfeifer erhielt 3005 Stimmen, landet auf Platz sechs und war damit erster Nachrücker.
Im Januar 2017 kehrte er jedoch der SPD den Rücken und schloss sich der Bayernpartei an, deren Kreisvorsitzender er seit Dezember ist. Trotzdem blieb er erster Nachrücker auf der SPD-Liste – und meldete nach dem Tod von Stadtrat Karl-Heinz Brandenburger prompt seinen Anspruch auf das Mandat an.
Da fruchteten auch die Proteste der Genossen nichts, obwohl Koll-Pfeifer seit geraumer Zeit in Nürnberg gemeldet ist. Denn er hat nach wie vor eine Wohnung in seinem Arbeitsort Neumarkt. "Außerdem bin ich als Musikant tief verwurzelt mit dem Landkreis Neumarkt und seiner Kultur", betont er. Mit seiner Vereidigung am Mittwoch schrumpft die SPD-Fraktion von fünf auf vier Mitglieder, was auch Auswirkungen auf die Besetzung der Ausschüsse hat (wir berichten morgen).
Der letzte Stadtrat der Bayernpartei in Neumarkt war bis dato Jakob Kistner gewesen (von 1952 bis 1960). Bei den Stadtratswahlen 1952 erreichte die BP 9,7 Prozent, weshalb neben Kistner auch noch ein zweiter Kandidat – Georg Königer – einen Platz im Gremium ergatterte. 1956 sackte die Partei auf 4,9 Prozent ab.
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