Digitaler Wettlauf gegen Betrüger
13.7.2014, 10:00 UhrDas Angebot war einfach zu gut: Der Bagger in neuwertigem Zustand sollte nur 8000 Euro im Internet kosten. Also griff der Käufer zu – die Ware sollte er allerdings nie erhalten. Denn das Angebot hatten Betrüger ins Netz gestellt, die dazu eine geklaute Identität nutzten. Der Bestohlene wunderte sich dann über erboste Anrufe des Käufers. „Die Kriminellen haben einen großen Mitstreiter: Die Gier mancher Leute“, sagt Joachim Iwanek.
Er ist Präventions- und Ermittlungsbeamter zu Cyberkriminalität in der Polizeiinspektion Auerbach. Unter dem breit gefächerten Schlagwort versteht das Bundeskriminalamt (BKA) „Straftaten, die sich gegen das Internet, weitere Datennetze, informationstechnische Systeme oder deren Daten richten“. Die Experten der Firma Norton sehen darin einfach „jedes Verbrechen, das mit Hilfe eines Computers, Netzwerks oder Hardware-Geräts begangen wird“. Sei es der Klau von Identitäten, unerlaubte Zugriffe auf Netzwerke oder das Abfischen persönlicher Daten über gefälschte Internetseiten (Phishing). Über 63 000 Fälle zählte das BKA 2012. „Die Steigerungsraten sind zweistellig“, sagt Iwanek. Der Kampf gegen die Betrüger ist schwer, da sie meist im Ausland sitzen. Grenzüberschreitende Ermittlungen seien zäh, die Verbrecher aber schnell, so Iwanek. Deswegen sei die Aufklärungsquote niedrig.
Mittlerweile haben die Beamten reagiert. Seit Juni gibt es bei der Polizeipräsidum Oberpfalz ein neues Konzept. Studierte Computerfachleute befassen sich ausschließlich mit den ständig wechselnden Maschen. Sie entwickeln Gegenstrategien – und machen diese unter Beamten und der Öffentlichkeit möglichst schnell publik.
Hochaktuell sei gerade der Klau von Identitäten. Unbekannte hacken beispielsweise Facebook-Konten und lassen sich unter irgendeinem Vorwand Handynummern von ihren „Freunden“ geben. „Damit gehen sie dann auf Einkaufstour“, sagt Iwanek. Manche Internet-Zahlungsanbieter akzeptieren die Zahlung per Handy, auf das eine Pin geschickt wird.
Die Betrüger besorgen sich diese Nummer dann von dem Freund – wieder mit einer erfundenen Geschichte. „Das funktioniert, weil die Personen bei ihren vermeintlichen Bekannten natürlich extrem hohes Vertrauen genießen“, sagt Iwanek. Hunderte solcher Fälle hatte er in den letzten Monaten auf dem Tisch.
„Gesundes Misstrauen“
Drei wichtige Grundregeln können aus seiner Sicht helfen. „Am wichtigsten ist ein gesundes Misstrauen.“ Er empfiehlt zudem ein Virenschutzprogramm. Trotzdem sollten Nutzer ihre Mails sorgfältig lesen. Immer mehr Provider verschlüsseln ihre Mails, weshalb Virenscanner sie nicht mehr richtig prüfen können.
Experte Joachim Iwanek von der PI Auerbach hält am Dienstag, 15. Juli, um 9.30 Uhr im G 6 einen Vortrag zu dem Thema. Der Eintritt kostet zwei Euro.
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