Neumarkter Kläranlage soll sich selbst versorgen
22.5.2013, 11:00 UhrIm Stadtrat Neumarkt wurde die Verwaltung beauftragt, Ankauf und Installation von zwei Gasmotoren der neuen Generation voran zu treiben. Den Vorschlag ausgearbeitet und vorgestellt hatte Ingenieur Thilo Brunner vom Büro Miller in Nürnberg, das die Kläranlage Schönmühle von Anfang an entwickelt, geplant und begleitet hat.
Diese Kläranlage ist und bleibt eine ständige Baustelle. Die Technik der Abwasserreinigung hat in den letzten Jahrzehnten unglaubliche Fortschritte gemacht. Heute leben in dem, was sozusagen hinten raus kommt und in die Schwarzach läuft, Forellen und Äschen, die auf sauberes, sauerstoffreiches Wasser angewiesen sind.
Mickriger Vorfluter
„Bei diesem vergleichsweise mickrigen Gewässer als Vorfluter war das eine echte Herausforderung“, erinnert sich Werner Schütt, der Leiter des Sachgebiets bei der Stadtverwaltung, zu der die Kläranlage zählt.
Die Verwertung des anfallenden Methangases zur Gewinnung von Strom ist in Neumarkt freilich nicht neu. Bereits auf der alten Kläranlage, dort, wo heute der Landesgartenschaupark ist, arbeitete ein Gasmotor. Der lief bis 1988, erzeugte Strom und die Abfallprodukte Wasser und Kohlendioxid. Die neue Kläranlage nördlich der Stadt, die auf 150.000 Einwohnereinheiten ausgelegt ist, wurde zwar schon 1974 gebaut, doch der Klärschlamm musste zum Faulturm (heute Schauturm) am Alten Kanal gepumpt werden. Die Faulgase wurden in dem Rondell verstromt, das heute das Seecafé trägt.
Wärme für Gärtnerei
Im Klärwerk Schönmühle werden derzeit drei Gasmotoren zur Eigenversorgung mit Strom und Wärme betrieben. Eine Teil der Hitze, die die Methanverbrennung erzeugt, wird in der Stadtgärtnerei genutzt.
Bisher werden jährlich 1,252 Millionen Kilowattstunden elektrische Energie über diese drei Motoren erzeugt, das sind 56 Prozent des Bedarfs. Der Rest wird von den Stadtwerken geliefert. Der größte Energiefresser ist sind die biologischen Komponenten im Klärprozess.
Die zwei Motoren, die 1988 eingebaut wurden, nachdem der Klärschlamm an Ort und Stelle ausgefault werden konnte, sind somit 25 Jahre alt, noch voll funktionsfähig, aber technisch längst überholt.
Sie sollen durch eine neue Generation ersetzt werden. Ein Motor wird heuer noch eingebaut, der zweite im nächsten Jahr. Das wird insgesamt, rechnete Thilo Brunner dem Stadtrat vor, 1,4 Millionen Euro kosten.
Gut angelegtes Geld, fand das Gremium einstimmig, denn schon nach einer Laufzeit von unter sechs Jahren würde sich die Investition amortisiert haben. Sollte es mit der Förderung nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz klappen, würde sich die Amortisationszeit um mehr als ein Jahr verkürzen.
Die beiden neuen Gasmotoren werden jeweils eine elektrische Leistung von 400 kW haben, was etwa 372 PS entspricht. Der dritte, erst 1995 eingebaute Motor soll vorerst noch weiter laufen. Allerdings entstehen zu den Anschaffungskosten für die beiden neuen Aggregate auch Kosten an der Peripherie, wie Elektrotechnik, Gasaufbereitung und Heizungsinstallation.
Brunner spielte noch etwas Zukunftsmusik. So sei eine Erweiterung des Blockheizkraftwerkes mit einer ORC-Anlage (Organic Rankine Cycle) in der bestehenden Maschinenhalle denkbar. Damit könnte Motorwärme teilweise in Strom umgewandelt werden. Es wird in der Zukunft auch (immer effektivere) Möglichkeiten geben, die Abwärme der Motoren in mobilen Containern zu speichern und zum Beispiel zum Freibad zu fahren, um dort das Wasser aufzuheizen.
Möglich wird das mit der Methode, Barium-Salz unter Hitze zu verflüssigen, erklärt Werner Schütt, um dann die frei werdene Wärme, wenn das Salz wieder kristallisiert, über einen Wärmetauscher an eine Heizanlage weiterzugeben.
Teure Entsorgung
Thilo Brunner brachte auch wieder die Sprache auf die Klärschlammtrocknung mittels Motorenabwärme. An der führe, sagt Schütt, kein Weg vorbei. Zu teuer sei die Entsorgung des Schlamms, der, obwohl gepresst, immer noch einen zu hohen Wasseranteil habe.
Zu wertvoll sei der Klärschlamm an sich. Bei thermischer Verwertung des Trockenmaterials ließen sich darin enthaltende Phosphate gewinnen. Da die natürlichen Vorräte an für Düngemittel unverzichtbare Phosphaten zur Neige gehen, sei dies eine Notwendigkeit. Auch Schwermetalle, immer wertvoll und oft giftig, könnten so zurückgewonnen werden.
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