Verkehr rollt auf umstrittener Anschlussstelle
18.12.2012, 13:00 UhrWährend gestern Festredner in einem Zelt am Rand der Autobahn das Projekt als „große Errungenschaft“ (Landrat Albert Löhner) und als „Riesenwurf“ (Neumarkts OB Thomas Thumann) bezeichneten, waren Bautrupps damit beschäftigt, Hinweisschilder zu montieren und die Baustelleneinrichtung auf der Hauptfahrbahn zu entfernen. Am gestrigen Montag wurde die Frickenhofener Anschlussstelle in Richtung Regensburg geöffnet. Am heutigen Dienstag soll die Sperre Richtung Nürnberg aufgehoben werden.
Die „AS Neumarkt-Ost“ hat fünf Millionen Euro gekostet. Dies schließt aber über einen Kilometer Staatsstraßenausbau, zwei Brücken über den Lampertshofener Bach und über 600 Meter lange Lärmschutzbauten in Frickenhofen mit ein. Letztere bewirken nach Angaben von Reinhard Pirner, Präsident der Autobahndirektion Nordbayern, eine Absenkung des Lärmpegels um bis zu acht Dezibel.
Einerseits waren sich Behördenvertreter und Politiker bei der Einweihung darin einig, dass die neue Autobahnausfahrt für die Verkehrserschließung mehrerer Umlandgemeinden und der Stadt Neumarkt einen hohen Stellenwert hat. Präsident Pirner wies auf den Abstand von 17 Kilometer zwischen den Ausfahrten Velburg und Neumarkt hin. Durch die neue Anschlussstelle seien es nun nur noch neun beziehungsweise acht Kilometer bis zur jeweiligen Ausfahrt — auch eine deutliche Verkürzung der Rettungswege.
Lauterhofen als Vorbild
Neumarkt und große Teile des Landkreises profitierten von der neuen Zufahrt, ist sich der CSU-Bundestagsabgeordnete Alois Karl sicher. Schon in seiner Rolle als Neumarkter OB zählte Karl zu den Hauptinitiatoren des Vorhabens. Welche Entwicklungschancen ein solcher Anschluss in sich berge, sei an den Beispielen Ursensollen und Lauterhofen an der A6 zu erkennen, meinte der Wahlkreisabgeordnete.
An diesem Punkt wurden andererseits aber auch die unterschiedlichen Erwartungshaltungen in Bezug auf den Autobahnknoten deutlich: Landrat Albert Löhner berichtete von Verhandlungen mit dem BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger. Diesem habe man „in die Hand versprechen müssen“, dass an der Ausfahrt Neumarkt-Ost kein „Industriegebiet“ erschlossen wird. Anderenfalls wäre der Bund Naturschutz mit einer Klage gegen das Projekt vorgegangen, berichtete der Landrat.
Der Landkreischef bezeichnete die neue Ausfahrt gleichwohl als „große Errungenschaft des Landkreises“, ein Projekt, auf das alle Beteiligten viel Energie und Zeit verwendet hätten. Die Verbesserung der überörtlichen Verkehrsinfrastruktur mache Entwicklungschancen möglich, „an die wir bisher nicht zu denken gewagt haben“. Die Stadt Neumarkt war dann aber auch die Adressatin einer kritischen Anmerkung Löhners: Die Kreisstadt sei noch „abgehängt“, weil verkehrliche „Maßnahmen“ zur Anbindung der Anschlussstelle fehlten. Im Gespräch mit den Neumarkter Nachrichten bedauerte es OB Thomas Thumann, dass das staatliche Straßenbauamt wegen des Wintereinbruchs den Ausbau der Staatsstraße 2240 zwischen Höhenberg und Neumarkt habe einstellen müssen. Thumann: „Wir hoffen, dass die Trasse schnell fertiggestellt wird.“
OB: Zwei Zufahrten reichen aus
Die Straße nach Höhenberg ist eine von zwei Trassen zur Anbindung der neuen Autobahnausfahrt an Neumarkt. Die zweite Route sei die Pelchenhofener Straße, erklärte der Oberbürgermeister und vertrat im Interview die Position der Stadtratsmehrheit, wonach diese beiden Zufahrten ausreichend seien. Demnach werde man zunächst die Entwicklung der Verkehrsströme abwarten, zumal die Prognosen des Gesamtverkehrsplanes besagten, dass mit großem „Mehrverkehr“ nicht zu rechnen sei.
Umstritten war die Autobahnausfahrt von Anfang an: Je nach Wohnlage der Betroffenen erhofften oder befürchteten Bürger im Neumarkter Osten den Bau einer Stadtumgehung als Folge der neuen Autobahnzufahrt — ein Vorhaben, das im Moment im Rathaus nicht weiterverfolgt wird.
Die Anschlussstelle Neumarkt-Ost ist vor dem Bau sogar vom Bundesrechnungshof kritisch betrachtet worden. Eine gemeinsame Erklärung des Landkreises Neumarkt und der Städte Neumarkt und Velburg sowie der Gemeinde Pilsach hätten die Bedenken der Ausgabenwächter ausräumen können, hieß es gestern.
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