Wildkatze lauert an der Neumarkter Landkreisgrenze

25.08.2012, 17:00 Uhr
Wildkatze lauert an der Neumarkter Landkreisgrenze

© Schutt(dpa)

Michael Friedrich von der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Freising will das nicht ausschließen. Denn den Nachweis zu führen, ob dieser scheue und einzelgängerische Räuber auch hier schon auf Mäusejagd geht oder noch auf sich warten lässt, sei schwierig zu führen.

Friedrich arbeitet derzeit an einer neuen Karte Bayerns, in der die neuesten Ergebnisse des von ihm betreuten Wildkatzen-Monitorings eingetragen werden. Die letzte Ausgabe dieser Grafik, die sich derzeit noch im Internet findet, stammt aus dem Jahr 2009 und ist zur Freude der Naturfreunde schon überholt. Die neuen Erkenntnisse werden, versprach Friedrich im Gespräch mit den Neumarkter Nachrichten, schon in wenigen Tagen im Netz abrufbar sein.

Haarproben gesucht

Daran lässt sich dann ablesen, wo Wildkatzen Haarproben hinterlassen haben, an denen sie identifiziert werden konnten, wo ihre Existenz schon länger nachweisbar ist (in Oberfranken und im Bayerischen Wald) und wo es für sie geeignete bewaldete Streifgebiete gibt. Einige dieser Forste befinden sich auch im Landkreis Neumarkt.

Das Wildkatzen-Monitoring vereint die Methoden simpler Katzen-Verführung mit hochmoderner Biologie. In regelmäßigen Abständen wurden Stäbe in den Boden gesteckt, die mit einer Baldrian-Tinktur bestrichen sind. Der Duft dieses Gewürzkrautes zieht Katzen magisch an. Das wussten früher schon die Buben, die damit gern die Schlafzimmerfenster ungeliebter Nachbarn präparierten. Der Lärm der Kater sorgte für manche schlaflose Nacht. Wildkatzen reagieren ähnlich wie ihre häusliche Verwandtschaft und reiben sich an den Stöckchen. Die Haare, die dabei hängen bleiben, geben bei DNA-Untersuchungen Aufschluss darüber, ob es sich nur um eine verwilderte Hauskatze oder tatsächlich eine Wildkatze handelt. Das lässt sich zwar auch an der Länge des Darms feststellen, aber dazu müsste das Tier erst tot sein. Das will ja niemand.

DNA-Nachweise für das vor 150 Jahren bei uns aus Unverstand ausgerottete kleine Raubtier wurden unter anderem bei Allersberg, wenige Kilometer von der Landkreisgrenze entfernt, gefunden und in der Gegend um Amberg. Das sind alles keine unüberwindbaren Entfernungen für eine Wildkatze, die in einer Nacht locker zehn Kilometer zurücklegen kann.

Der BUND hat eine Methode entwickelt, um einen Wildkatzenwegeplan zu erstellen. Die Startpunkte liegen in Gebieten, aus denen Wildkatzen abwandern könnten. Sie wurden so gelegt, dass jedes bekannte Wildkatzenvorkommen in Deutschland durch einen Startpunkt repräsentiert ist. Einzelmeldungen und sehr kleine oder unsichere Vorkommen wurden nicht berücksichtigt. Darüber hinaus wurden Startpunkte an der Grenze zu Nachbarländern festgelegt, in denen sich Wildkatzenvorkommen fortsetzen.

Viel Nahrung für die scheuen Jäger

Auch für Bayern, so Friedrich, sei wichtig, wie die Population in Nachbar-Bundesländern sich entwickelt. So erhofft er sich Zuzug aus dem baden-württembergischen Aalen.

Die Voraussetzungen, dass die Wildkatze bei uns wieder Pfote fasst, sind gut. Der Tisch ist reich gedeckt. Fuchs und Greifvögel lassen noch genug Mäuse übrig, die Hauptnahrung auch der wilden, aber entfernten Verwandten unserer Hauskatzen.

 

In Bayern wurde vor zwei Jahren ein Bündnis geschaffen, das sich „Aktionsplan Wildkatze“ nennt und in dem Naturschützer, Waldbesitzer, Forstverwaltungen und Jäger mitarbeiten. Die Jäger sind deshalb besonders gefordert, weil sie den Finger vom Abzug lassen müssen, wenn eine Katze im Visier auftaucht, die ein grauschwarzgetigertes Fell mit schwarzer Schwanzspitze trägt. So sind auch viele Hauskatzen gezeichnet, aber hier muss es heißen, „im Zweifelsfall für die Wildkatze“.

1 Kommentar