Zirkus bekommt gute Noten vom Amtstierarzt

19.7.2017, 06:00 Uhr
Zirkus bekommt gute Noten vom Amtstierarzt

© Foto: Günter Distler

"Die Speerspitze des Tierschutzes wird immer kritischer, so dass die Zirkusbetriebe derart im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, dass sie sich grobe Verfehlungen im Tierschutzbereich gar nicht leisten können — aber es gibt auch Schwarze Schafe", sagte Dr. Martin Schmid, Amtstierarzt im Veterinäramt des Landratsamtes, auf NN-Anfrage.

Die Speerspitze des Tierschutzes trifft auch den Circus Kaiser: Für Samstag, 22. Juli, hat der Regensburger Verein "Tierrechte Aktiv" beim Landratsamt eine "Demo gegen die Ausbeutung von Tieren im Zirkus" angemeldet (wir berichteten). Aber vielleicht ist der Circus Kaiser der falsche Adressat für die Protestaktion.

Denn bei einer wie üblich unangekündigten Kontrolle des Veterinäramtes am Standplatz nahe des Kreisverkehrs an der Woffenbacher Straße konnten die Verantwortlichen den sogenannten Auflagenbescheid der Heimatbehörde, des Veterinäramtes Bielefeld, vorlegen. Wer in Deutschland einen Zirkus betreiben und "gewerblich Tiere zur Schau stellen" will, braucht eine solche amtliche Erlaubnis.

Kamera läuft beim Tränken mit

Eine Genehmigung gemäß Tierschutzgesetz bekommt nur, wer laut Gewerbezentralregister und Führungszeugnis unbescholten ist und einschlägige Fähigkeiten und Kenntnisse der Tierhaltung durch Berufsausbildung oder Prüfung nachweisen kann. Außerdem überprüfen die Behördenvertreter sehr genau die Stalleinrichtungen, den Auslauf, die Haltungsbedingungen und die Transportmittel des Zirkus, um sehr konkrete Auflagen zu machen. Amtstierarzt Dr. Schmid hat inzwischen bei einer Kontrolle die Einhaltung der Auflagen überprüft. Auf der Checkliste der Veterinäre stehen Haltung, Ernährungs- und Pflegezustand der Tiere, ihre gesundheitliche Verfassung sowie Details der Fütterung und der Wasserversorgung. Die Amtstierärzte dokumentieren gewöhnlich alles mit der Digitalkamera — bis hin zu Videoaufnahmen vom Trinkverhalten der Zirkustiere.

Und sie lassen sich das Bestandsregister des Zirkus zeigen. Es weist neben Kamelen, Lamas, Ziegen, Eseln, Rindern und zwei Kängurus auch Großpferde und Ponys aus. Gerade bei letzteren ist die Kontrolle relativ einfach: Bei Pferden müssen die Eigentümer immer den sogenannten Equidenpass vorweisen. Außerdem tragen die meisten Zirkuspferde einen unter der Haut eingepflanzten Mikrochip, den der Veterinär mit einem Spezialgerät auslesen kann.

Große Auffälligkeiten gab es bei dem Kontrollgang auf dem Wiesengelände in Verlängerung der Florianstraße nicht. "Uns ist der sehr große Auslauf für die Pferde und Kamele aufgefallen, wir wären froh, wenn alle eine solche Offenstallhaltung vorweisen könnten", sagte Dr. Martin Schmid.

Über die Details der Überprüfung machte er keine Angaben. Nur so viel: Es habe nur "geringfügige" Beanstandungen gegeben. "Die Zirkusleute leben von ihren Tieren, das ist ihr Kapital. Der Zirkus ist besser überprüft als jede andere Tierhaltung", so Schmid.

Und diese Kontrollen sind nicht nur aktuelle Momentaufnahmen, denn die Veterinärbehörden haben auch die Möglichkeit, die Vergangenheit zu beleuchten: mit Hilfe des Bestandsbuches des Zirkus, in das beispielsweise Tierärzte und Hufschmiede Eintragungen machen. Außerdem gibt es das internetbasierte "Herkunfts-Informationssystem Tier", in dem Amtstierärzte Beanstandungen vermerken können. Bei der Durchsicht beider Quellen hat Schmid "keine besonderen Auffälligkeiten" entdeckt.

Der massiven Kritik von Tierschutzverbänden an der Tierhaltung im Zirkus hält der Amtstierarzt wissenschaftliche Studien entgegen: Unter keinen anderen Umständen sei die Lebenserwartung der Tiere höher.

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